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© Anand Anders
Sie nahmen Ende April die neue Aufbereitungshalle für Biogut symbolisch in Betrieb (von links): Heiko Glöckler (Leiter des Abfallwirtschaftszentrums Rothmühle), Tobias Finsterwalder (Finsterwalder Umwelttechnik), Thomas Fackelmann (Leiter Abfallwirtschaft), Landrat Florian Töpper, Jana Mai (Leiterin Abteilung Umwelt und Bau), Dr. Lutz Petermann (Firma Ennex) und Philipp Strauß (Projektingenieur Abfallwirtschaft).

Neue Aufbereitungsanlage für Biomüll verbessert Klimaschutz und unterstützt Energiewende

In der Aufbereitungshalle werden Störstoffe effektiv ausgeschleust, was eine noch hochwertigere Verwertung der Bioabfälle ermöglicht.

Landkreis Schweinfurt.Energiewende und Klimaschutz sind große und wichtige Herausforderungen unserer Zeit. Mit der Inbetriebnahme der neuen Annahme- und Aufbereitungshalle für Biogut leistet der Landkreis Schweinfurt auf kommunaler Ebene einen weiteren wichtigen Beitrag in diesen Bereichen.

Hauptzweck der neuen Annahme- und Aufbereitungshalle ist es, die Biogutbehandlung des Landkreises - die Trockenvergärung, die Nassvergärung und die Kompostierung - weiterzuentwickeln und an geänderte rechtliche Rahmenbedingungen sowie an den aktuellen Stand der Technik anzupassen.

Zwei Hauptziele hat sich die Abfallwirtschaft mit der neuen Anlage gesetzt und erreicht: Zum einen führt die Einhausung des Annahme- und Aufbereitungsbereichs zu einer deutlichen Reduzierung von Emissionen. Dies gilt insbesondere für Geruchsemissionen, da entscheidende Verarbeitungsschritte nun in einer geschlossenen Halle stattfinden und die Abluft vor Abgabe an die Umwelt gereinigt wird.

Zum anderen werden an unterschiedlichen, automatisierten Arbeitsstationen Störstoffe im Bioabfall vor der ersten biologischen Behandlung entfernt. Denn im Bioabfall landen immer wieder nicht vergärbare Materialen – diese reichen von Plastiktüten über Kartoffelsäcke, Zwiebelnetze, Tetrapaks sowie Glasflaschen bis hin zu Batterien und sogar Motorblöcken. Störstoffe behindern die Prozesse zur Gewinnung von Biogas durch Kompostierung enorm. Vor allem Plastiktüten können sich – wenn sie der biologischen Behandlung zugeführt werden – zersetzen und zu einer Anreicherung von Mikrokunststoffen in der Umwelt führen. Die Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt will dies unbedingt vermeiden.

Landrat Florian Töpper betonte bei der offiziellen Inbetriebnahme der neuen Aufbereitungsanlage, dass die Abfallwirtschaft dank der innovativen Technik zwar nun in der Lage sei, einen Großteil an Störstoffen aus dem Bioabfall auszuschleusen. Allerdings habe nach wie vor der Faktor Mensch wesentlichen Anteil daran, wie hoch die Qualität der durch die Biogutverwertung erzeugten Produkte letztlich sei. „Zu einer funktionierenden Abfallwirtschaft gehört das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Sinn von Abfalltrennung und Recycling“, sagte Töpper. „Mit Blick auf die Störstoffe im Biomüll kann ich feststellen, dass der Großteil der Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Schweinfurt sowie auch der Bürgerinnen und Bürger unserer kommunalen Partner sich dieser Verantwortung bewusst ist.“ Dennoch arbeiten der Landkreis Schweinfurt und seine Partner laut Töpper kontinuierlich an einer Verbesserung der Situation, um auch Bürgerinnen und Bürger, die die Themen Mülltrennung und Recyclingkreislauf kaum beachten, zu erreichen. Dies gelingt etwa im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit sowie durch Aktionen der Abfallberatung (zum Beispiel die „Biotonnen-Challenge“), aber auch mit Störstoffdetektionssystemen und Kontrollen bei der Müllabfuhr.

Darüber hinaus ist sich der Landkreis Schweinfurt auch seiner eigenen politischen Verantwortung bewusst. Daher wurden bei der Planung und Realisierung der neuen Aufbereitungshalle die Auswirkungen auf Klimaschutz und Energiewende besonders berücksichtigt.

Durch die in der Halle eingesetzten, elektrisch betriebenen Arbeitsstationen werden in erheblichem Umfang Aufgaben erledigt, für die bislang dieselbetriebene Maschinen eingesetzt worden sind. Die Versorgung der Anlagen mit elektrischer Energie erfolgt fast ausschließlich mit am Standort selbst erzeugter Energie vorrangig durch Photovoltaik, ergänzt durch Strom aus Deponie- und Biogas.

Als weiterer positiver Nebenaspekt können mit Inbetriebnahme der neuen Anlage die technischen Reserven der Trocken- und Nassvergärungsanlage hervorgehoben werden. Statt bislang 25.000 Tonnen Biotonneninhalt pro Jahr können nun 5000 Tonnen mehr, das heißt jährlich bis zu 30.000 Tonnen, Biomüll aus der braunen Tonne in Strom, Wärme, Kompost und flüssigen organischen Dünger umgewandelt werden.

Um die Biomüllvergärung wirtschaftlich betreiben zu können, ist es laut Landrat Florian Töpper wichtig, regionale Mengen zu bündeln. Durch die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Kommunen Bad Kissingen und dem Landkreis Kitzingen sowie der erneuten Kooperation mit dem Landkreis Rhön-Grabfeld seit dem Jahr 2024 kann sichergestellt werden, dass Bioabfälle ökologisch bestmöglich und für alle Beteiligten zu wirtschaftlichen Konditionen energetisch und stofflich verwertet werden, ohne Gewinnerzielungs- oder gar –maximierungsabsicht. Die kommunalen Partner erreichen dies durch Abrechnung auf Kostenbasis ohne Wagnis- und Gewinnaufschläge.

Das Biogas aus dem Bioabfall der angeschlossenen Kommunen (rd. 29.000 Tonnen pro Jahr) hat einen Energiegehaltvon umgerechnet ca. 2,1 Millionen Liter Diesel. Mit dem Strom, der durch die Energie des Biogases erzeugt wird, können ca. 2000 Haushalte versorgt werden. Jährlich werden durch die Vergärung von Bioabfallen am Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle ca. 5500 Tonnen des Klimagases CO2 eingespart.

 

Der Landkreis Schweinfurt und die kommunale AES (Abfall und Energie Schweinfurt Land GmbH) haben seit 2007 rund 10 Millionen Euro in die Biomüllverwertung investiert (Kosten für Trockenvergärung, Erweiterung der Trockenvergärung, Nassvergärung und Verstromungsanlage). Mit einer Investitionssumme von weiteren rund 4,5 Millionen Euro in den Neubau der Annahme- und Aufbereitungshalle hat der Landkreis einen weiteren wichtigen Schritt im Bereich Abfallwirtschaft gemacht.

Landrat Florian Töpper bedankte sich insbesondere bei den Beschäftigten in der Abfallwirtschaft für das enorme Engagement, welches das Team am Landratsamt und am Abfallwirtschaftszentrum Rothmühle in den vergangenen Jahren und insbesondere in den besonders arbeitsintensiven zurückliegenden Monaten gezeigt hat, um dieses aufwändige Projekt stemmen zu können. In diesem Zusammenhang bedankte sich Töpper auch bei den beteiligten Firmen.