Landkreis Schweinfurt. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine setzt sich weiter fort, die Folgen sind hohe Fluchtbewegungen aus dem osteuropäischen Land, dessen Bevölkerung sich einer schweren humanitären Krise ausgesetzt sieht. Auch im Landkreis Schweinfurt kommen als Folge dieses Krieges seit fast zwei Wochen täglich Geflüchtete aus der Ukraine an und die Zahl steigt schnell, wie Steffen Beutert erklärt. Er ist Koordinator der Ukrainehilfe am Landratsamt Schweinfurt und bereitet mit einer eigens dafür eingerichteten Koordinierungsgruppe sowie zahlreichen Helfern aus dem Landkreis und der Region ein umfassendes Hilfsprogramm vor, um die hier angekommenen Geflüchteten bestmöglich unterstützen zu können.
Hoher Zeitdruck
Ein wahrer Kraftakt unter hohem Zeitdruck, denn die dynamische Entwicklung der Flüchtlingszahlen deutet nunmehr darauf hin, dass in den kommenden Tagen bereits die ersten Notunterkünfte im Landkreis Schweinfurt aktiviert werden müssen. Diese Unterkünfte werden zusätzlich benötigt, um die Anker-Einrichtung in Geldersheim als Erstanlaufstelle für Geflüchtete zu entlasten und aufnahmebereit zu halten. „Stand heute, 11. März, waren insgesamt 1900 Geflüchtete dort untergebracht, davon sind rund 500 ukrainische Kriegsflüchtlinge. Es waren die Tage zuvor noch mehr Ukrainerinnen und Ukrainer in der Einrichtung, aber es fanden bereits Umverteilungen in andere unterfränkische Gebietskörperschaften statt.“, sagt Beutert. 130 weitere Ukrainerinnen und Ukrainer seien unabhängig von der Anker-Einrichtung derzeit in verschiedenen Gemeinden des Landkreises Schweinfurt untergekommen. „Aber: Jede Zahl, die ich hier sage, ist wenig später nicht mehr aktuell“, macht Beutert deutlich. Es werden täglich neue ukrainische Geflüchtete in der Anker-Einrichtung in Geldersheim erwartet. Bereits zu Beginn der Folgewoche muss demnach schon auf Notunterkünfte im Landkreis Schweinfurt zugegriffen werden.
Unterkunft, Verpflegung und Kommunikation
Eine Notunterkunft für bis zu 150 Personen befindet sich in Gerolzhofen in der Turnhalle der Ludwig-Derleth-Realschule, diese ist seit Ende dieser Woche betriebsbereit. Am Dienstag, 15. März, werden dort die ersten 50 Geflüchteten erwartet. Landrat Florian Töpper kam am Freitag, 11. März, nach Gerolzhofen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Innerhalb von fünf Tagen war die Dreifachturnhalle zu einer betriebsbereiten Notunterkunft umgestaltet worden. Die hier ankommenden Menschen werden sofort versorgt, so dass die wichtigsten Grundbedürfnisse gedeckt sind: Unterkunft, Verpflegung und Kommunikation (W-LAN und Handyladestationen, um Kontakt mit der Familie in der Heimat aufnehmen zu können). Nach wenigen Tagen sollen die Geflüchteten dann weitervermittelt und dezentral in Wohnungen untergebracht werden.
Landrat Töpper zeigte sich froh darüber, wie tatkräftig und engagiert alle Beteiligten bei den Vorbereitungen zusammengeholfen haben. „Ganz herzlichen Dank an alle, die hier mitgewirkt haben, es ist ein tolles Hand-in-Hand, das ich hier beobachte“, sagte Töpper. „Das ist ein klares Zeichen der Humanität, wir sind äußerst hilfswillig als gesamte Gesellschaft. Ich beobachte das allerorten. Das zu sehen, freut mich wirklich sehr.“ Es sei wichtig, in einer solchen Situation ohne Wenn und Aber zu sagen, dass die Geflüchteten „willkommen bei uns“ sind.
Dank an die Schulfamilie
Landrat Töpper bedankte sich ausdrücklich bei Elisabeth Grimanelis und der gesamten Schulfamilie der Ludwig-Derleth-Realschule (LDR) für die Unterstützung bei der Umnutzung der Turnhalle. Die LDR ist eine Landkreisschule. Schulleiterin Grimanelis sicherte ihre weitere Hilfe zu. Da für die Notunterkunft in Gerolzhofen zum Beispiel noch Kinderbetten und Laufställe benötigt werden (siehe hierzu den gesonderten Aufruf unten), hat sie sich bereit erklärt, in einem Elternbrief die Eltern der Schülerinnen und Schüler um Unterstützung zu bitten.
Florian Zippel, Arbeitsbereichsleiter Katastrophenschutz und Feuerwehrwesen am Landratsamt Schweinfurt, hatte in Zusammenarbeit mit zahlreichen Helfern den Aufbau der Notunterkunft organisiert und bedankte sich bei allen Beteiligten. Es habe enge Absprachen zwischen Landratsamt, Technischem Hilfswerk (THW), Bayerischem Roten Kreuz (BRK), den Johannitern, dem Malteser Hilfsdienst (MHD) und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) gegeben, und zwar immer unter Berücksichtigung von Ressourcen und der Sicherstellung der weiteren Einsatzbereitschaft. Eine weitere wesentliche Unterstützung beim Aufbau leistete der Kreisbauhofstützpunkt Gerolzhofen. Hygienepakete wurden durch den MHD gepackt. Zudem hat sich laut Zippel der Helferkreis Asyl in Gerolzhofen wieder aktiviert und steht der Koordinierungsgruppe Ukrainehilfe als Unterstützer vor Ort zur Verfügung.
Auch Reichmannshausen mit Notunterkunft
Landrat Florian Töpper bedankte sich abschließend bei Bürgermeister Thorsten Wozniak und der Stadt Gerolzhofen sowie deren Bewohnerinnen und Bewohner. Ab dem kommenden Montag wird zudem aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen kurzfristig eine weitere Notunterkunft für 38 Personen in Betrieb genommen: Das Schullandheim in Reichmannshausen (Gemeinde Schonungen). Auch hier bedankte sich Töpper bei Bürgermeister Stefan Rottmann und den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Team des Karl-Beck-Hauses für die unkomplizierte und schnelle Unterstützung. Reichmannshausen will Töpper in der kommenden Woche ebenfalls einen Besuch abstatten.
Aufruf zur Spende von Kinderbetten und Laufställen
Im Zuge der Vorbereitungen der Notunterkunft in der Schulturnhalle der Ludwig-Derleth-Realschule Gerolzhofen wurde noch Bedarf an Kinderbetten und Laufställen festgestellt. Der Koordinierungsstab Ukrainehilfe ruft deswegen insbesondere Bürgerinnen und Bürger aus dem Raum Gerolzhofen zur Spende funktionstüchtiger Kinderbetten und Laufställe auf. Außerdem benötigt wird Spielzeug in ordentlicher Qualität (bitte keine unbrauchbaren Sachen abgeben). Die Spenden werden in Gerolzhofen direkt an der Schulturnhalle entgegengenommen ab Dienstag, 15. März, 9 Uhr.
Der gleiche Aufruf gilt auch für Reichmannshausen: Benötigt werden kurzfristig funktionstüchtige Kinderbetten und Laufställe sowie Spielzeug in ordentlicher Qualität. Die Spenden werden in Reichmannshausen direkt am Schullandheim entgegengenommen ab Montag, 14. März, 12 Uhr.