Landkreis Schweinfurt. Gleich unmittelbar nach dem Beginn der Fluchtbewegungen aus der vom Krieg gebeutelten Ukraine spielte die Turnhalle an der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen eine wichtige Rolle für die Ukrainehilfe im Landkreis Schweinfurt: In der kreiseigenen Halle entstand in kürzester Zeit die erste Notunterkunft des Landkreises für bis zu 150 Geflüchtete, die seit 11. März betriebsbereit ist.
Am 15. März 2022 zogen die ersten Geflüchteten vorübergehend dort ein. In diesem Zeitraum wurde auch die zweite Notunterkunft im Schullandheim in Reichmannshausen (Gemeinde Schonungen) in Betrieb genommen, die Platz für bis zu 38 Personen bietet. Viele Helferinnen und Helfer sowie spendenwillige Bürgerinnen und Bürger unterstützten tatkräftig sowohl in Gerolzhofen, als auch in Reichmannshauen das Vorhaben des Landkreises, den Geflüchteten möglichst schnell und effektiv zu helfen und ihnen eine sichere Unterkunft zu bieten.
Das Ziel: Die dort ankommenden Bewohnerinnen und Bewohner sollen zur Ruhe kommen, versorgt werden und nach möglichst kurzem Aufenthalt dezentral in Wohnungen vermittelt werden.
Gut vernetztes Team
Das funktioniert bislang gut, wie sich etwa am Beispiel der Notunterkunft Gerolzhofen zeigt: Der Helferkreis mit seinem eingespielten Team übernimmt vor Ort selbstständig die Vermittlung der Geflüchteten in Privatunterkünfte. Die Unterstützerinnen und Unterstützer des Helferkreises pflegen vor Ort zahlreiche Kontakte und sind sehr gut vernetzt, so dass sie bei der Wohnungssuche für die Geflüchteten sehr erfolgreich agieren. So konnte etwa fast die Hälfte der insgesamt 86 bislang in der Notunterkunft untergebrachten Geflüchteten bereits in private Unterkünfte vermittelt werden. Vorrangig werden Mütter mit Kindern (priorisiert nach dem Alter der Kinder – jüngere zuerst) in Wohnungen vermittelt, da hier das Schutzbedürfnis am höchsten ist.
Die zur Verfügung stehenden Wohnungen sind natürlich ein entscheidender Faktor bei der Vermittlung des Wohnraums, ebenso die Größe der zu vermittelnden Personengruppen: Größere Familien, die verständlicherweise zusammenbleiben wollen, verbringen mitunter eine längere Zeit in einer Notunterkunft, bis ein geeignetes Wohnobjekt gefunden werden kann.
Funktionierende Gemeinschaft
Prinzipiell steht es aber allen Geflüchteten frei, die Länge des Aufenthalts in der Notunterkunft selbst zu bestimmen. Es hat sich allerdings in den vergangenen Wochen ergeben, dass viele der in Gerolzhofen untergekommenen Männer, Frauen und Kinder mittlerweile eine funktionierende Gemeinschaft bilden, anfängliche kleinere Konflikte zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern konnten rasch beigelegt werden, mehr noch: es sind sogar Freundschaften und Beziehungen entstanden, es gibt einen Zusammenhalt untereinander. Die Bewohnerinnen und Bewohner unterstützen sich gegenseitig.
Auch diese Entwicklung ist nicht zuletzt auch dem Helferkreis und zahlreichen weiteren freiwilligen Helferinnen und Helfern vor Ort zu verdanken: Ermöglicht werden in und um die kreiseigene Turnhalle Freizeitaktivitäten, Betreuungsangebote für Kinder, Unterstützung bei Behördengängen und weitere hilfreiche und bemerkenswerte Angebote. Während der Osterfeiertage hat zum Beispiel die Ludwig-Derleth-Realschule und auch der Helferkreis eine Ostereiersuche für die Kinder in der Notunterkunft organisiert.
Hilfe für traumatisierte Geflüchtete
Es gibt weitere, wichtige Hilfsangebote: Viele der Menschen, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine aus ihrer Heimat flüchten mussten, haben traumatische Erfahrungen gemacht und benötigen therapeutische Hilfe. Hier kann die Ukrainehilfedes Landratsamts Schweinfurt nun Unterstützung anbieten: Beginnend ab Kalenderwoche 18 sollen in der Notunterkunft Gerolzhofen regelmäßig Therapiehunde eingesetzt werden. Die speziell ausgebildeten Tiere werden von Begleitern in die Notunterkunft gebracht und können dabei helfen, traumatisierten Menschen Ängste zu nehmen und Nähe und Trost zu spenden. Nach Möglichkeit soll dieses Angebot auch auf weitere Notunterkünfte im Landkreis Schweinfurt ausgedehnt werden.
„Seit vielen Wochen engagieren sich die Helferinnen und Helfer vor Ort nahezu rund um die Uhr und unterstützen Menschen, die in Not geraten sind. Vielen Dank für diesen unermüdlichen Einsatz. In der aktuellen Situation haben sich viele Abläufe gut eingespielt, die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten funktioniert. Und wir wissen alle: Es warten noch viele Herausforderungen auf uns, die wir nur gemeinsam meistern können. Halten wir also weiter zusammen und unterstützen uns gegenseitig, wo es nur geht“, sagt Landrat Florian Töpper.
Ausblick: Da schwer absehbar ist, wie sich der Krieg in der Ukraine und damit einhergehende Fluchtbewegungen entwickeln werden, bleibt die Situation für alle Beteiligten ungewiss. Der Landkreis Schweinfurt und die anderen unterfränkischen Kreisverwaltungsbehörden stehen nach wie vor in engem Kontakt mit der Regierung und den Kommunen, um sich gemeinsam auf künftige Herausforderungen vorzubereiten. Eine wichtige Rolle wird dabei das Wohnungsangebot darstellen, um Geflüchtete mittel- bis langfristig privat unterbringen zu können. Wenn Sie hierzu einen Beitrag leisten oder Hilfe anbieten können, kontaktieren Sie uns gerne. Hierbei werden insbesondere Wohnungen, Einliegerwohnungen und Häuser mit eigener Küche und Badezimmer gesucht, die für einen längerfristigen Zeitraum zur Verfügung stehen. Anfragen zum Thema Unterkunftsmanagement werden über die E-Mailadresse ukrainehilfe@lrasw.de bzw. telefonisch unter der Nummer 09721-55 558 beantwortet.
Derzeit (Stand 28.4.2022) leben im Landkreis Schweinfurt 800 ukrainische Geflüchtete, davon sind 725 in privaten Unterkünften untergerbacht, 75 leben in den Notunterkünften in Gerolzhofen (47) und Reichmannshausen (28). Die Notunterkunft Sennfeld ist aufnahmebereit, kann jederzeit aktiviert werden, ist derzeit aber unbelegt – bis zu 150 Personen können dort aufgenommen werden.