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© Anand Anders

Impfzentren an der Belastungsgrenze – Aggressionen „völlig inakzeptabel“

Das Impfzentrum Schweinfurt wurde trotz erweiterter Kapazitäten in den zurückliegenden Tagen förmlich überrannt. Die im Juli mit Wirkung zum Oktober an die rückgängige Nachfrage angepasste Bayerische Impfstrategie wurde von der momentanen Situation überholt - angespannte Situation macht Polizeischutz für mobile Impfteams notwendig.

Schweinfurt Stadt und Landkreis. Aktuell werden die Impfangebote in der gesamten Region und darüber hinaus der Nachfrage nach Impfungen nicht gerecht. Das betrifft auch Schweinfurt, obwohl hier mit allen Kräften und weit über die von der Staatsregierung vorgebebenen Kapazitäten hinaus geimpft wurde und wird.

Um der Pandemie Herr zu werden, wird laut Robert-Koch-Institut mit Blick auf die aggressive und derzeit vorherrschende Deltavariante des Coronavirus eine Durchimpfung von mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-jährigen beziehungsweise 90 Prozent der mindestens 60-jährigen Menschen der Gesamtbevölkerung erreicht werden müssen.

Nachfrage nach Impfstoffen im Sommer gesunken

„Von diesem Ziel sind wir leider weit entfernt“, erklären Landrat Florian Töpper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé. „Wir müssen an dieser Stelle auch feststellen, dass die Bayerische Impfstrategie von den Anforderungen der auf landes- und bundespolitischer Ebene ausgegebenen Impfziele quasi überholt wurde.“ Als im Sommer die Nachfrage nach Impfstoffen in der Bevölkerung sank, ordnete die Bayerische Staatsregierung auf Geheiß des Bundes eine geänderte Impfstrategie an, die ein Herunterfahren der Kapazität der Impfzentren zur Folge hatte. Dennoch haben Stadt und Landratsamt Schweinfurt das Impfzentrum mit zunächst geringerer Kapazität weiterbetrieben und zudem als niederschwelliges Angebot die Impfstelle in der Stadtgalerie sowie den Impfbus mit drei Teams weiterlaufen lassen.

Weitere Kapazitätserhöhungen geplant

Auch das Impfzentrum Schweinfurt und seine weiteren Angebote werden nun aber regelrecht überrannt, obwohl die Kapazitäten und Öffnungszeiten bereits vorsorglich erhöht worden waren: Zum 03.11.2021 wurde die Kapazität bereits um ein weiteres Team auf gut 400 Impfungen je Tag erhöht – was zu diesem Zeitpunkt noch der Genehmigung des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege bedurfte. Am 8.11.2021 wurden die Vorgaben des Freistaats dann so angepasst, dass Erweiterungen bis 400 Impfungen pro Tag pro 100.000 Einwohner bei einer 5-Tage Woche (Montag bis Freitag) möglich sind. Seit dem 15. November ist nunmehr ein fünftes Team im Einsatz, ab dem 22. November wird ein sechstes die Arbeit aufnehmen. Darüber hinaus sind bereits weitere Kapazitätserhöhungen geplant.

Flexible Vorgehensweise

„Dass diese flexible Vorgehensweise möglich ist, ist vor allem dem großen Engagement der Mitarbeitenden der Impfplanungsteams in Stadt und Landratsamt Schweinfurt sowie insbesondere auch des beauftragten Dienstleisters 21Dx zu verdanken, die es von Beginn an ermöglichten, reduzierte Impfkapazitäten kurzfristig wieder hochzufahren, auch wenn die Bayerische Staatsregierung in ihrer Impfstrategie von Oktober für ein Hochfahren der Kapazitäten einen Zeitraum von vier Wochen vorgegeben hatte“, so Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper. Erst mit Schreiben vom 17. November hat die Staatsregierung die Aufstockung der Kapazität der Impfzentren bis zum möglichen Maximum wieder freigegeben. Somit steht den Planungen von Stadt und Landratsamt Schweinfurt, weitere Impfteams einzusetzen, um dem Bedarf nachzukommen, nichts mehr entgegen.

Drohungen, Beleidigungen: „Keinerlei Verständnis“ für aggressives Verhalten

Aufgrund der langen Wartezeiten vor den Impfstellen und verbunden mit der Tatsache, dass impfwillige Bürgerinnen und Bürger ohne Aussicht auf eine Impfung wieder weggeschickt werden mussten, ist es im Raum Schweinfurt bereits sogar zu Aggressionen und Beleidigungen gegenüber dem Impfpersonal gekommen. Stadt und Landratsamt sahen sich deshalb gezwungen, die Polizei um Unterstützung zu bitten, welche die Impfangebote ab sofort verstärkt überwacht. Denn es war in einem Fall sogar so weit gekommen, dass das Impfpersonal körperlich angegangen wurde. „Diese Situation ist untragbar, Beleidigungen und die Androhung von körperlicher Gewalt gegenüber den Impfteams sind völlig inakzeptabel“, erklären Landrat Töpper und Oberbürgermeister Remelé. „Wenngleich wir Enttäuschung und Verärgerung nachvollziehen können, die durch Wartezeiten oder Zurückweisung entstehen, so sagen wir aber auch klar: Wer in der aktuellen Situation dem Impfpersonal durch Drohungen oder Beleidigungen zusetzt, überschreitet die Toleranzgrenze. Für so ein Verhalten haben wir keinerlei Verständnis“, sagen Töpper und Remelé.

Gleichzeitig betonen sie aber auch: „Dass aktuell die Nachfrage nach Impfungen innerhalb kurzer Zeit enorm gestiegen ist, ist prinzipiell ein gutes Zeichen, denn es zeigt, dass insbesondere bei denjenigen, die sich nun erstimpfen lassen, die Bereitschaft entstanden ist, zur Bewältigung der aktuellen Krise einen wichtigen Beitrag zu leisten. Nun sind maximale gesamtgesellschaftliche Anstrengungen vonnöten, um in den kommenden Wochen und Monaten die Herausforderungen mit Blick auf dringend notwendige Auffrischungsimpfungen insbesondere für Risikogruppen sowie die Schließung der Impflücke unter den noch Ungeimpften voranzubringen.“