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© Anand Anders
Peter Seifert (links) mit Wipfelds Bürgermeister Tobias Blesch (im Vordergrund) und Fährmann Ingo Tiemann auf der Fähre in Wipfeld.

Peter Seifert: Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht, trotz aller Umstände

Der ehemalige stellvertretende Landrat und amtierende Kreisrat Peter Seifert blickt auf ein außergewöhnliches Jahr zurück - in dem sich für ihn auch ein (großer) Traum erfüllte.

Landkreis Schweinfurt. Ohne Frage, auch 2021 war in vielerlei Hinsicht ein schwieriges und herausforderndes Jahr. Das ist in hohem Maße natürlich der Corona-Pandemie geschuldet, die seit fast zwei Jahren das gesellschaftliche Leben weltweit maßgeblich beeinflusst. Kreisrat Peter Seifert, der von 2014 bis 2020 auch stellvertretender Landrat des Landkreises Schweinfurt war, hat als Kommunalpolitiker wie auch als Bürger die Entwicklung der Ereignisse für sich bewertet und er bedauert, dass es gerade in Zeiten, in denen Zusammenhalt und gesellschaftliche Geschlossenheit gefragt ist, immer wieder zu Anfeindungen und Schuldzuweisungen kommt, wo doch eigentlich konstruktive Kritik und gegenseitige Unterstützung oder manchmal auch Demut und Verständnis angebracht wären.

„Dass dies ein frommer Wunsch bleiben wird, ist mir klar“, erklärt Seifert. „Es ist für jeden Einzelnen von uns schwierig, in solchen Krisen Lösungen zu finden, weil sich die Situation, in der wir uns befinden, immer wieder schnell und oft auf unvorhersehbare Weise verändert. Das macht es sehr schwer, gute und fundierte Entscheidungen zu treffen. Erfolgserlebnisse bleiben aus oder währen nur kurz und werden von den Ereignissen überholt und es ist schwer, damit umzugehen“, erklärt der 66-Jährige. „Darunter leiden wir alle.“

Was da hilft? Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht, trotz aller Umstände, sagt er. „Das kommt vielleicht erst mit dem Alter“, fügt er an und lacht. Und freilich, als Ruheständler hat er jetzt weniger Stress als in den zurückliegenden Berufsjahren: Zwar trägt Seifert als Kreisrat weiterhin ehrenamtlich kommunalpolitische Verantwortung, er findet nach seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit als Verwaltungsfachwirt und Bürgermeister nun aber auch endlich mehr Zeit, sich um einige liebgewonnenen Hobbys und oftmals hintenangestellte Vorhaben zu kümmern.

In Zeiten, in denen die Leichtigkeit oft fehlt, muss man sich Freiräume schaffen, findet Seifert. Er macht das – seit längerem schon – auf seine eigene Art: Er steigt sein Leben gern in außergewöhnliche Fahrzeuge und steuert diese auch, wenn es die Fahrlizenz hergibt. Vorlieben? „Alles was Räder hat, aber auch Schiffe und Flugzeuge“, erklärt er. Nur gewöhnlich darf es nicht sein. Da er während seiner Zeit bei der Bundeswehr den Lkw-Führerschein gemacht hat („Lasterfahrer war damals ein Jugendtraum von mir“) und diesen bis heute noch nutzen darf, hat er ein paar Optionen mehr, was die Fahrerlaubnis betrifft. Radlader, Bagger, Lastwagen, Omnibus (hierfür besitzt er ebenfalls den Führerschein) - Peter Seifert saß bereits am Steuer. Dass er große Fahrzeuge steuern kann, half ihm auch bei seinem ehrenamtlichen Engagement. „Als aktiver Feuerwehrmann - Maschinist und Atemschutzträger -  bei der Feuerwehr Niederwerrn konnte ich die gängigen Fahrzeuge wie Tanklöschfahrzeug und Löschgruppenfahrzeug fahren“, erklärt er. In jungen Jahren ist er sogar Sattelschlepper gefahren für einen Formel-3-Rennstall. Das Rennauto auf der Ladefläche, Peter Seifert im Führerhaus und an der Rennstrecke dann hautnah dabei.

Offen ist noch eine Fahrt mit einem Amphibienfahrzeug. Die ist aber bereits gebucht. Wenn er ein Fahrzeug nicht selbst steuern darf, dann fährt er wenigstens mit und geht ganz nah ran: In Eckernförde stieg er in ein U-Boot der Marine, das er besichtigen durfte, bevor es einen Tag später zu einem längeren Manöver auslief. Bei Kiel fuhr er auf einem Schnellboot mit. Auf der Gorch Fock, einem Segelschulschiff der Marine, stand er schon am Ruder, als das Schiff vor Anker lag. „Einmal musste ich mit auf die Aida, das hat sich meine Frau gewünscht. Erst habe ich gesagt: Ich geh´ nicht auf ein schwimmendes Hotel“, erinnert sich Seifert. „Freilich bin ich dann aber mit und es war doch ganz schön.“

Schön und vor allem heimatnäher war aber ein Erlebnis, das Peter Seifert diesen Sommer hatte: Er durfte im Steuerstand der Fähre Wipfeld den Main überqueren. Der Wipfelder Bürgermeister Tobias Blesch nahm am 28. August Peter Seifert mit an Bord des Schiffes. Bevor Seifert bei einigen Überfahrten dem Wipfelder Fährmann Ingo Tiemann über die Schulter schauen konnte, erhielt er an Bord eine Einweisung in Theorie und Praxis des Fährbetriebs (Fährenverordnung, Binnenschiffsuntersuchungsordnung). Die Technikschulung erfolgte vor der offenen Motorhaube. Der Schiffsantrieb besteht aus einem Deutz-Motor mit 54 kW, der die beiden für Fährschiffe typischen Schottel-Ruderpropeller antreibt. Das 1986 in Dienst gestellte Fährschiff wurde seit 2017 mit einer Investition in Höhe von insgesamt rund 400.000 Euro (Landkreis-Zuschuss von 50.000 Euro) auf Vordermann gebracht und ist nach dem Einbau einer elektro-hydraulischen Steuerung nun auf dem aktuellen Stand der Technik.

Die Wipfelder Fähre, die das ganze Jahr über eine wichtige Funktion als praktisches Verkehrsmittel über den Main für zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis erfüllt, ist vor allem auch für Touristinnen und Touristen eine beliebte Attraktion. Peter Seifert hatte mit Blick auf sein Faible für besondere Fahrzeuge lange den Traum gehegt, die Fähre einmal aus nächster Nähe und mit exklusiven Einblicken zu erkunden. Diesen Traum konnte ihm das Landratsamt Schweinfurt dank der Unterstützung des Wipfelder Bürgermeisters Blesch nun erfüllen: Gemeinsam arrangierten sie die besondere Fahrt im Steuerstand inklusive Technikschulung als Abschiedsgeschenk für Peter Seifert zum Dank für seine Dienste als stellvertretender Landrat. „Ich interessiere mich sehr für die Technik dieser Fahrzeuge und ich konnte hier richtig nah ran, das war ein tolles Erlebnis“, sagt Seifert.

Flugzeuge hat Peter Seifert auch schon einige ausprobiert, aber nicht als Pilot, sondern als Passagier. Und einige Male hat er Flugzeuge schon verlassen, bevor sie gelandet sind: Seifert hat nämlich eine Ausbildung zum Fallschirmspringer absolviert. „Kann ich nur empfehlen“, sagt er.

Der Traum vom Fliegen mal anders: Wenn er schon nicht selbst ans Steuer darf, dann zumindest im Simulator. So hat er virtuell einen Airbus A320 im 1:1 nachgebauten Cockpit geflogen, und auch daheim in Niederwerrn nutzt er einen Flugsimulator am heimischen PC.

Bodenständig bleibt er dann dennoch: Wenn er selbst hinterm Steuer sitzen will, beschränkt er sich auf Fahrzeuge, für die er die Fahrlizenz besitzt, also bevorzugt Lkw. „Ein paar Gelegenheiten werde ich da sicher noch nutzen“, sagt Seifert.

Landrat Florian Töpper, der in Seifert in den zurückliegenden gemeinsamen kommunalpolitischen Jahren einen geschätzten Wegbegleiter und besonnenen Kommunalpolitiker mit viel Lebenserfahrung gefunden hat, weiß die umgängliche und humorvolle Art seines früheren Stellvertreters jedenfalls sehr zu schätzen: „Es ist für mich immer wieder eine wohltuende Erfahrung, mit Peter Seifert in den Austausch zu gehen. Bis heute. Er hat ein so umfangreiches Wissen im Bereich Verwaltung und Politik aufgebaut. Und Lkw fahren kann er auch noch. Deswegen an dieser Stelle mein herzlicher Dank: Wie er die Entwicklung seiner Heimatgemeinde und die des Landkreises Schweinfurt seit vielen Jahren mitgeprägt hat und dies immer noch tut, ist beeindruckend.“

 

In Kürze

Peter Seiferts Karriere in der Kommunalpolitik ist beeindruckend: 18 Jahre lang war er Bürgermeister der Gemeinde Niederwerrn (1996 bis 2014). Seit Mai 2008 sitzt er bis heute für die Freien Wähler im Kreistag, von 2011 bis 2014 war er auch deren Fraktionsvorsitzender. Von 2014 bis 2020 war er stellvertretender Landrat des Landkreises Schweinfurt.

Sein aktives Wirken und sein unermüdlicher Einsatz für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Niederwerrn und des Landkreises Schweinfurt verschaffte ihm hohe Anerkennung: Seit April 2016 ist Seifert Inhaber der Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt, was der inoffiziellen Ehrenbürgerschaft des Landkreises entspricht. Die Zahl ihrer lebenden Inhaberinnen und Inhaber ist auf 100 begrenzt. Über die Verleihung entscheidet alljährlich der Kreisausschuss.