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© Anand Anders
Ein starkes Bündnis setzt sich für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn ein. Hintere Reihe von links: Dr. Wolfgang Schramm, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn, Landrat Eberhard Nuß (Würzburg), Thomas Benz, Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn, Dietmar Tille, Stadt Würzburg, Dr. Christian Oßwald, 1. Vorsitzender des Fördervereines Mainschleifenbahn e.V., Prof. Alexander Schraml, Vorstand des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg. Vordere Reihe von links: Bürgermeisterin Birgit Börger, Prosselsheim, Landrätin Tamara Bischof (Kitzingen) und der Schweinfurter Landrat Florian Töpper.

Mainfranken will die Reaktivierung der Mainschleifenbahn

Ein Gewinn für Pendler, Touristen und für die Umwelt

Prosselsheim. In 22 Minuten von Volkach nach Würzburg fahren – ohne Stau und Feinstaubbelastung - das ist nur mit der Bahn möglich. Damit Pendler und Touristen in naher Zukunft in diesen Genuss kommen, gehen drei Landräte, vier Bürgermeister und Vertreter der Wirtschaft in die Offensive und ziehen gemeinsam an einem Strang, um die Reaktivierung der Mainschleifenbahn voranzutreiben.

Landrat Eberhard Nuß (Landkreis Würzburg) hatte als Mitglied im Aufsichtsrat der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zum Ortstermin am Bahnhof Prosselsheim eingeladen, um öffentlich und mit Nachdruck auf seinen Antrag zur Sitzung der BEG am 26. März 2019 hinzuweisen. Rückhalt für seine Forderung geben ihm die bereits positiv gefassten Beschlüsse aller beteiligten Kreistage, Stadträte und Gemeinderäte sowie die Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn und der Förderverein Mainschleifenbahn e.V.

„Als Mitglied des Aufsichtsrates der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) habe ich für die Sitzung am 26. März 2019 den Antrag gestellt, dass der Aufsichtsrat der Reaktivierung zustimmt und die Geschäftsführung beauftragt wird, umgehend für eine Verwirklichung zu sorgen. Die BEG-Potenzialanalyse muss bis spätestens 31. Juli 2019 vorliegen. Darauf dränge ich jetzt. Es ist mir als begeistertem Bahnfahrer ein großes persönliches Anliegen, die Mainschleifenbahn als unschlagbar schnelle Verbindung von Volkach über Prosselsheim nach Würzburg zu reaktivieren. In nur 22 Minuten könnten Fahrgäste aus den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt zum Hauptbahnhof Würzburg gebracht werden“, erklärt Landrat Nuß. Und weiter: „Ich halte die von der BEG geforderten 1000 Fahrgäste pro Tag für sehr realistisch. Ganz wichtig: Alle Gremien der anliegenden Städte, Gemeinden und Landkreise stehen politisch hinter der Reaktivierung der Mainschleifenbahn. Die Stadt Würzburg würde eine sehr willkommene Entlastung im Individualverkehr erfahren.“

Erneut betonten Landrätin Tamara Bischof (Landkreis Kitzingen), Landrat Florian Töpper (Landkreis Schweinfurt), Landrat Eberhard Nuß, Dietmar Tille als Vertreter der Stadt Würzburg sowie Dr. Wolfgang Schramm, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn den Attraktivitätsgewinn für die gesamte Region. Denn nicht nur die Einpendler nach Würzburg würden von der umweltfreundlichen Fahrt mit der Regionalbahn profitieren. Schon jetzt nutzen Touristen die Mainschleifenbahn in großer Zahl, um von Würzburg aus das Umland zu erkunden. Und auch die Umwelt würde gewinnen: Gerade vor dem Hintergrund der Diskussion um Feinstaub, Stickoxide und Fahrverbote ist der Schienenpersonennahverkehr ein noch viel zu wenig genutztes Instrument, um Natur und Umwelt zu schonen.

Es gibt seit einigen Jahren einen breiten regionalen Zusammenschluss, der sich für die Reaktivierung einsetzt:

  • Drei Landräte – Tamara Bischof (Lkr. Kitzingen), Florian Töpper (Lkr. Schweinfurt) und Landrat Eberhard Nuß (Lkr. Würzburg),
  • vier Bürgermeister – Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Würzburg), Bürgermeister Peter Kornell (Stadt Volkach), Bürgermeisterin Birgit Börger (Gemeinde Prosselsheim), Bürgermeister Andreas Hoßmann (Markt Eisenheim)
  • sowie Arthur Steinmann als Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats Bezirk Würzburg-Schweinfurt

haben bereits am 9.Juli 2018 gemeinsam einen Brief an die damalige Staatsministerin Ilse Aigner, MdL (Bayer. Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr) formuliert, um die Reaktivierung der Bahnstrecke Seligenstadt bei Würzburg – Volkach, die sogenannte „Mainschleifenbahn“, voranzutreiben. Zuvor hatte sich Landrat Eberhard Nuß bereits mit Schreiben vom 18. April 2018 an Aigner gewandt. Weitere Briefe gingen an Staatssekretär Gerhard Eck und Innenminister Joachim Herrmann.

Und nicht nur die Politik beschäftigt sich mit der Reaktivierung der Mainschleifenbahn. Bereits 1994 gründeten engagierte Bürger die „Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn“ (IGM), die mit Unterstützung von Fachleuten ein Reaktivierungskonzept erstellte. Seit 2013 liegt ein Gutachten des Würzburger Verkehrsforschers Dr. Konrad Schliephake vor, das ein Potenzial von 1.400 bis 1.600 Reisenden vorhersagt.

Laut BEG müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • mehr als 1.000 Reisende täglich
  • Ertüchtigung der Infrastruktur
  • Infrastrukturentgelte auf DB-Niveau
  • Verbindliche Abstimmung eines angepassten Buskonzeptes.

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellte eine eigene Analyse der Fahrgastpotenziale. Die erste Prüfung ergab ein direktes Potential der Strecke von 600 Fahrgästen, die den Bahnhof fußläufig erreichen könnten. Der Schwellenwert für eine Reaktivierung liegt für die BEG derzeit bei 1000 Fahrgästen. „Die Analyse der BEG berücksichtigt jedoch noch nicht die Potenziale, die durch eine Anpassung von Busverkehren als Zubringer zur Mainschleifenbahn sowie der Einrichtung von Park & Ride-Plätzen erschließbar sein könnten“, betont Landrat Nuß. Deshalb fordert er eine umfassende Potenzialanalyse der BEG bis Ende Juli 2019.

                                                                                   

Park & Ride-Plätze bringen neue Fahrgäste

Durch den Bau von Park & Ride-Plätzen in Volkach sowie in den Ortschaften, die auf der Strecke der Mainschleifenbahn liegen, wird den Bürgerinnen und Bürgern aus der näheren Umgebung die Möglichkeit geboten, mit der Bahn weiter Richtung Würzburg zu fahren. Gerade die Stadt Würzburg ist für diese Region ein bedeutendes Ziel. Die Reaktivierung der Mainschleifenbahn stellt deshalb nicht nur für Pendler eine große Bereicherung dar, auch der Freizeitverkehr wird hierdurch gestärkt. Eine erhebliche Steigerung des Fahrgastpotenzials durch den Bau von Park & Ride-Plätzen ist durchaus realistisch.

Die Gemeinden planen folgende Park & Ride-Plätze:

  • Volkach:150 Plätze
  • Eisenheim: 20 Plätze
  • Prosselsheim: 100 – 120 Plätze

Eine Verbindungsstrecke zwischen Würzburg und Volkach bringt aus touristischer Sicht ein hohes Fahrgastpotenzial. Die Mainschleifenbahn ist auch jetzt schon ein Touristenmagnet: Bereits heute ergeben sich rund 14.000 Fahrtenfälle an 42 Betriebstagen incl. Kinder (Familienkarten und Gruppen).

Schülerverkehr: Vom Bus auf die Schiene  

Auch die Schülerverkehre, die bisher mit Bussen durchgeführt werden, bieten eine weitere – umweltfreundlichere – Zuführung von Fahrgästen. Die Zahl der Schüler aus den in Frage kommenden Landkreisen, die durch die Schulwegkostenfreiheit ermittelt werden konnten, liegt derzeit bei 186 Personen.

Durch die Neustrukturierung des ÖPNV im Landkreis Schweinfurt ergeben sich ebenfalls Zugewinne für die Mainschleifenbahn. Aus dem Landkreis Schweinfurt sollen zwei Linien nach Volkach führen, die indirekte Potenziale aus dem Raum Gerolzhofen nach Volkach an die Mainschleife bringen können.

Aussagen der Landräte und Bürgermeister

Landrat Eberhard Nuß gibt sich überzeugt: „Wenn alle an einem Strang ziehen und die Reaktivierung auch im Ministerium Befürwortung findet, wird sich diese Strecke zu einer Erfolgsgeschichte entwickeln – als Gewinn für unsere Umwelt, für Pendler und Touristen. Denn: Mit der Bahn könnte man vorbei an den Staus auf der B 19 und ohne lästige Parkplatzsuche in 22 Minuten von Volkach nach Würzburg fahren – komfortabler geht es nicht. Das wird viele Menschen überzeugen!“.

Landrätin Tamara Bischof erklärt: „Wer sich schon einmal im Feierabendverkehr mit dem Auto nach Würzburg hinein- oder hinausgeschoben hat, weiß um die Attraktivität einer schnellen und umweltfreundlichen Zugverbindung. Die Mainschleifenbahn ist aber nicht nur für unsere Berufspendler von Bedeutung, sondern auch für den Tourismus an der gesamten Mainschleife und darüber hinaus. Seit 1994 bemühen sich die Interessensgemeinschaft Mainschleifenbahn, die Stadt Volkach und der Landkreis Kitzingen deshalb um eine Reaktivierung. Konkret ist der Kreis Gesellschafter der Betriebsgesellschaft Mainschleifenbahn und steuert finanzielle Zuschüsse bei, wie aktuell im Umweltausschuss am 11. März beschlossen 68.000 Euro für Instandsetzungsarbeiten. Ganz besonders hervorheben und würdigen möchte ich aber den großen ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des Fördervereins Mainschleifenbahn, die umfangreiche Arbeiten übernehmen und dadurch wesentlich zum Erhalt dieser Schienenstrecke beitragen. Die Reaktivierung ist nun in greifbarer Nähe und ich bin sicher, dass wir auch dies mit vereinten Kräften schaffen werden.“

Landrat Florian Töpper betont: „Dem Landkreis Schweinfurt ist nicht zuletzt aus ökologischen Gründen daran gelegen, einen möglichst attraktiven Nahverkehr auf Straßen und Schienen in Mainfranken zu gewährleisten. Die Wiederbelebung der Mainschleifenbahn fügt sich zudem hervorragend in unser gemeinsames Projekt, die Erweiterung des Verkehrsverbunds Mainfranken, ein.“

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt ist überzeugt: "Eine reaktivierte Mainschleifenbahn passt perfekt zu unserem Konzept 'Sauber Mobil', mit dem wir den motorisierten Individualverkehr in Würzburg reduzieren und die Luftqualität verbessern wollen. Durch den Touristikverkehr konnte ein Stück Infrastruktur erhalten werden, das prädestiniert ist, nun Teil eines schnellen, integrierten Verkehrskonzepts im Stadt-Umland Verkehr zu werden. Diese Chance gilt es zu nutzen."

Peter Kornell, 1. Bürgermeister der Stadt Volkach, wirbt auf www.volkach-bahn.de mit folgendem Zitat für die Reaktivierung: „Ich selbst hatte 1977 bis 1980 in Würzburg meine Lehrzeit. Tägliches Pendeln war seinerzeit mit einem Stau auf der B19 – damals zweispurig – verbunden! In den Folgejahren wurde die B 19 vierspurig ausgebaut. Heute stehen die Pendler auf der vierspurigen B19 vor Würzburg wieder im Stau! Der große Unterschied zu den 70er und 80er Jahren ist, dass Würzburg heute vom ruhenden Verkehr ungleich stärker belastet ist. Würzburg ist von Autos zugestellt.“

(Quelle: Pressemitteilung des Landratsamts Würzburg)