Landkreis Schweinfurt. Derzeit verursacht der Buchsbaumzünsler, eine erst vor rund 20 Jahren nach Deutschland aus dem ostasiatischen Raum eingeschleppte Schmetterlingsart, große Schäden durch Kahlfraß an zahlreichen Buchsbäumen auch im Landkreis Schweinfurt. Der Falter findet aktuell beste Bedingungen vor, um sich zu entwickeln, weswegen schnelles Handeln der Gartenbesitzerinnen und -besitzer gefragt ist, um die massive Ausbreitung des Schädlings einzudämmen. Die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Schweinfurt, Brigitte Goss, hat hierzu hilfreiche Tipps zusammengestellt.
Zwei gute Nachrichten vorweg:
1. Der Buchsbaumzünsler hat sich ausschließlich auf Buchsbäume spezialisiert und nutzt nur diese als Nahrungsquelle und zur Eiablage – andere Pflanzen im heimischen Garten sind von einem Befall des Falters nicht betroffen.
2. Die befallenen Buchsbäume sehen nach dem Kahlfraß zwar übel aus, in der Regel erholen sie sich aber wieder und treiben erneut aus.
Wie kommt es zur aktuell massenhaften Verbreitung des Buchsbaumzünslers?
Die Population des Buchsbaumzünslers hat sich laut Kreisfachberaterin Brigitte Goss in den zurückliegenden Jahren stark aufgebaut. „Die zahlreichen Nachkommen der letztjährigen Falter haben die gemäßigten Wintertemperaturen unbeschadet überlebt, zusätzlich sorgt der aktuell warme und sonnige Frühling für beste Wachstumsbedingungen und ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die Larven“, erklärt Goss. Durch das anhaltend warme Frühlingswetter startete die Population demnach schon sehr früh im Jahr, was dazu führen könne, dass sich heuer drei bis gegebenenfalls sogar vier Generationen des Buchsbaumzünslers entwickeln – in regulären Jahren sind es nur zwei Generationen.
Was können Gartenbesitzerinnen und -besitzer gegen die Ausbreitung des Schädlings tun?
„Um die Population einzudämmen, sollte man je nach Entwicklungsphase auf verschiedene Methoden zurückgreifen“, erläutert Goss. In der aktuellen Phase ist es laut Goss wichtig, zügig zu handeln, da sich die Raupen derzeit verpuppen oder schon verpuppt sind (Stand Mitte Mai). „Nach ihrem Reifefraß begeben sich die Raupen bevorzugt in die bereits beschädigten Blätter des Buchsbaums und verpuppen sich dort. Hier ist es ratsam, mit dem Hochdruckreiniger vorzugehen: Der kraftvolle Wasserstrahl beseitigt die beschädigten Blätter mitsamt den Puppen, die dann am Boden eingesammelt werden sollten. Weiterhin vorhandene Raupen und Puppen erkennt man im ausgedünnten Buchsbaum besser, diese lassen sich dann mit der Hand absammeln“, erklärt Goss.
Die Fachberaterin betont, dass es in der aktuellen Phase wichtig ist zu verhindern, dass die Falter schlüpfen. Rund zwei Wochen nach der Verpuppung fliegen die Zünsler aus und beginnen wenige Tage später mit der Eiablage, der Zyklus beginnt von vorn.
Alternativ zum Einsatz eines Hochdruckreinigers empfiehlt sich laut Goss ein Rückschnitt und gezieltes Absammeln der befallenen Pflanze. Da die Puppen in der jetzigen Phase gut versteckt sind, sollte befallenes Buchsbaumschnittgut laut Goss allerdings sofort behandelt werden (im Idealfall durch Schreddern), um die Schädlinge abzutöten. Eine Bekämpfung des Zünslers mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln macht in der jetzigen Phase laut Goss überhaupt keinen Sinn, da deren Wirkstoffe ausschließlich von den Raupen und nur beim Fressen über die Blätter aufgenommen werden können. „Dafür ist es jetzt schlicht zu spät, die Mittel würden keine Wirkung zeigen“, sagt Goss.
Wohin mit dem Buchsbaumschnittgut?
Wer keine Möglichkeit hat, Schnittgut zu Schreddern, kann das Material an der Kompostanlage Gerolzhofen oder am Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Rothmühle fachgerecht entsorgen lassen. Dies sollte unmittelbar nach erfolgtem Schnitt geschehen, um ein Schlüpfen der Falter zu verhindern. Befallenes Buchsbaumschnittgut darf auf keinen Fall an den gemeindlichen Grünschnitt-Sammelplätzen abgegeben werden, da hier keine fachgerechte Entsorgung des Buchses gewährleistet werden und sich sonst der Buchsbaumzünsler ungehindert weiter vermehren kann.
Die Abgabe befallenen Schnittguts an der Kompostanlage oder am AWZ ist kostenpflichtig.
Keine Gebühren fallen an, wenn das Schnittgut nicht befallen ist oder der Zünsler bereits erfolgreich abgetötet wurde. Die Abfallberatung des Landkreises Schweinfurt empfiehlt, befallenen Buchs in schwarze Müllsäcke zu verpacken, gut zu verschließen und ca. sieben bis zehn Tage in der (prallen) Sonne liegen zu lassen. Anschließend kann das Schnittgut kostenlos abgegeben oder, bei kleineren Mengen, über die Biotonne sowie die schwarze Tonne entsorgt werden.
Was, wenn die Zünsler bereits geschlüpft sind?
Nach einer erfolgreichen Verpuppung fliegt der Buchsbaumzünsler als Schmetterling aus und hat etwa zehn Tage Zeit zur Eiablage, bevor der adulte Falter stirbt. Da abgefressene Buchsbäume in der Regel im Laufe des Sommers erneut austreiben, sollten Gartenbesitzerinnen und -besitzer zu vorbeugenden Maßnahmen greifen: Kreisfachberaterin Brigitte Goss empfiehlt, den Buchsbaum einmal die Woche mit Algenkalk oder Kalk einzustäuben. „Die kleinen, frisch aus dem Ei geschlüpften Raupen des Zünslers reagieren sehr empfindlich auf den Kalk und gehen ein“, sagt Goss.
Zusätzlich lohnt es sich laut der Kreisfachberaterin, seinen Garten möglichst naturnah zu gestalten, denn dann siedeln sich ggf. auch Fressfeinde des Buchsbaumzünslers an. War der Falter als Neozoen anfangs ohne natürliche Feinde, gibt es laut Goss mittlerweile einige Vogelarten wie zum Beispiel Kohlemeise und Buchfink sowie Insekten, wie etwa die Brackwespe, die sich als Gegenspieler des Zünslers etabliert haben.