Menü
© Anand Anders
Von links: Gerd Endres (2. Bgm. Gemeinde Kolitzheim), Dr. Raimund Abele (Vorsitzender Jagdschutzverein Schweinfurt), Wolfgang Schmitt (Jagdberater), Landrat Florian Töpper, Dr. Anja Heinelt (Leiterin Veterinäramt), Philipp Keller (Leiter Untere Jagdbehörde), Matthias Schmittfull (stellv. Mitglied des Jagdbeirates) und Josef Köhler (Vertreter der Jagdgenossenschaften).

Hegeschau 2024: Lebensräume der Wildtiere erhalten und Artenvielfalt fördern

Jagd beschränkt sich nicht auf das Schießen von Tieren, sondern will den Lebensraum der Wildtiere erhalten und im Idealfall verbessern

Landkreis Schweinfurt. Einen umfassenden Rückblick auf das vergangene Jagdjahr sowie eine gute Gelegenheit, sich über aktuelle jagdliche Themen zu informieren und auszutauschen, bietet die jährliche, amtliche Hegeschau des Landkreises Schweinfurt und des Jagdschutzvereins Schweinfurt. Heuer fand sie in der Sporthalle in Unterspiesheim statt.

Die Hegeschau ist eine Veranstaltung des Landkreises Schweinfurt, die vom Jagdschutzverein Schweinfurt als Kreisgruppe des Landesjagdverbands Bayern organisiert und durchgeführt wird. Landrat Florian Töpper berichtete aus Sicht der Unteren Jagdbehörde (angesiedelt im Umweltamt des Landratsamts) über die Jagd in der Region und informierte über Streckenlisten.

Waschbär verbreitet sich rasant

Eine Tierart rückte in dem Vortrag des Landrats besonders in den Fokus: Der Waschbär. Die invasive Art stammt ursprünglich aus Amerika und verbreitet sich in Europa ziemlich rasant – auch der Landkreis Schweinfurt ist davon betroffen. Der aktuelle Waschbärenbestand wird in Deutschland auf mindestens 1,3 Mio. Tiere geschätzt. Der Waschbär ist damit neben dem Fuchs heute eines der häufigsten wildlebenden Raubtiere in Deutschland.

Dabei ernährt sich der Waschbär die meiste Zeit hauptsächlich tierisch und tötet zur Nahrungsfindung in Deutschland jährlich hunderte Millionen Wirbeltiere in den naturschutzfachlich sensiblen Zeiten von Fortpflanzung und Aufzucht. Der Waschbär ist damit innerhalb weniger Jahrzehnte in Deutschland zu einem der Hauptprädatoren für kleine Wirbeltiere aufgestiegen.

Besonders betroffen sind Amphibien, Reptilien, Brutvögel, Fledermäuse und Großmuscheln, darunter eine Vielzahl gefährdeter und geschützter Arten. Aus Naturschutzsicht besitzt der Waschbär ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die biologische Vielfalt in Europa und wird daher als invasive Art bewertet. Die Zahl an erlegten Waschbären im Landkreis Schweinfurt hat erneut zugenommen. Während im vorhergehenden Jagdjahr noch 177 Stück erlegt wurden, waren es im aktuell abgelaufenen Jagdjahr 263 Stück. Jägerinnen und Jäger sind aufgefordert, weiterhin die Raubwildbestände im Revier zu beobachten und gegebenenfalls lenkend einzugreifen.

„Das in der breiten Öffentlichkeit oftmals wahrgenommene Vorurteil, es gehe bei der Jagd nur um das Schießen von Tieren, können wir zumindest für den Landkreis Schweinfurt nicht bestätigen“, sagte Landrat Florian Töpper. „Eine Vielzahl der Jägerinnen und Jäger in unserem Landkreis legen sehr hohen Wert darauf, den Lebensraum der Wildtiere zu erhalten und im Idealfall zu verbessern“, so der Landrat weiter. „Durch gezielte Abschüsse von Raubwild wird zudem die Artenvielfalt beispielsweise in Bezug auf die immer seltener werdenden Rebhühner oder Feldhasen erhalten.“

Ein positives Beispiel stellt hier das Wildlebensraum-Modellgebiet in Schonungen dar, welches im Juli 2023 im Rahmen einer Veranstaltung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eröffnet wurde. Ziel im Modellgebiet ist es, Lebensräume für Tiere in der Feldflur zu schaffen und die landwirtschaftlichen Flächen durch großflächige Blüh- und Brachflächen, Ackerrandstreifen, Hecken, Graswege sowie Streuobstwiesen zu vernetzen. Von der Vielzahl an Lebensräumen profitieren Pflanzen, Tiere und Menschen und langfristig auch das Klima.

Daneben haben auch Jagdgenossenschaften für die Gesellschaft einen hohen Stellenwert, der oftmals nach außen nicht bekannt ist beziehungsweise nicht wahrgenommen wird. Es ist nicht selbstverständlich, dass Feld- und Flurwege durch Gelder der Jagdgenossenschaften regelmäßig saniert oder Gräben funktionsfähig gehalten werden. Von einer intakten Infrastruktur profitieren nicht nur Landwirte, sondern beispielsweise auch Spaziergänger, Freizeitsuchende und Holzerwerber.

Landrat dankt den Hegegemeinschaftsleitern und Jagdberatern

Zur Vorbereitung der Hegeschau fanden von Mitte bis Ende März bereits acht Hegevorschauen statt. Hier bedankte sich Landrat Töpper bei den Hegegemeinschaftsleitern für die Durchführung und Organisation dieser Veranstaltungen sowie bei den Jagdberatern für die Teilnahme und Kontrolle der Gehörne. Die Hegevorschauen wie auch die Hegeschau seien wichtige Termine zum Informationsaustausch und zur revierübergreifenden Zusammenarbeit. „Ich bin überzeugt, dass das Zusammentreffen und der persönliche Austausch sowie die Diskussionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer enorm wichtig sind und zu einem konstruktiven Miteinander der verschiedenen Interessensgruppen führen“, sagte der Landrat.

Was die Abschusszahlen bei Rehwild betrifft, liegen die Hegegemeinschaften im Soll. Beim Schwarzwild waren in den vergangenen Jahren die Abschusszahlen rückläufig, nun sind sie erstmals nach drei Jagdjahren wieder gestiegen.

Thema Wolf bleibt präsent

Ein weiterer Punkt der Hegeschau, der die Jägerinnen und Jäger im Landkreis Schweinfurt zwar bislang nur am Rande beschäftigt, war der Umgang mit dem Wolf. Im Landkreis Schweinfurt gibt es aktuell kein ortsfestes Wolfsrudel. Dennoch gab und wird es auch zukünftig Wolfssichtungen geben, etwa, wenn die Tiere hier durchziehen. Das bestehende Wolfsrudel in der Rhön lässt vermuten, dass das Thema „Wolf“ in den nächsten Jahren auch im Landkreis Schweinfurt präsent bleibt, lautet die Einschätzung der Unteren Jagdbehörde.

Aktuell sind aber seitens der Jägerschaft keine konkreten Maßnahmen zu veranlassen. „Für ein möglichst umfassendes Monitoring wäre es dennoch hilfreich, wenn uns Informationen zu Sichtungen oder vermuteten Wolfsrissen mitgeteilt werden“, sagte Landrat Töpper.