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© Anand Anders
im Bild von links: Landrat Florian Töpper, stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann, Bernhard Weiler, Peter Kuhn, stellvertretende Landrätin Christine Bender und Klaus Hofmann. Weitere Fotos siehe unten.

Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt an drei Persönlichkeiten verliehen

Klaus Hofmann, Bernhard Weiler und Peter Kuhn erhalten höchste Auszeichnung des Landkreises

Landkreis Schweinfurt. Der Landkreis Schweinfurt hat mit Klaus Hofmann (Mühlhausen-Werneck), Bernhard Weiler (Fuchsstadt-Stadtlauringen) und Peter Kuhn (Oberwerrn-Niederwerrn) drei neue Inhaber der Ehrenurkunde des Landkreises. Üblicherweise werden diese seit 2014 immer im Frühjahr im Rahmen des Kreisehrenabends verliehen. Da der diesjährige Festabend jedoch coronabedingt abgesagt werden musste, überreichte Landrat Florian Töpper gemeinsam mit seinen beiden Stellvertreterinnen Bettina Bärmann und Christine Bender den drei neuen Würdenträgern die Ehrenurkunde im Rahmen einer kleinen, an die allgemein geltenden Hygienemaßnahmen angepassten Feierstunde im Landratsamt Schweinfurt. Töppers weiterer Stellvertreter, Thomas Vizl, war terminlich bedingt verhindert.

An die drei neuen Ehrenurkundeninhaber gerichtet, sagte Landrat Töpper: „In Ihnen ehrt der Landkreis drei Persönlichkeiten, die sich mit enormer Ausdauer in ganz unterschiedlichen Bereichen gesellschaftlichen Lebens herausragende Verdienste erworben haben. Damit personifizieren Sie auch Vielgestaltigkeit und Facettenreichtum unseres Landkreises Schweinfurt auf besondere Weise.“

Klaus Hofmann
Klaus Hofmann arbeitet seit mehr als dreißig Jahren an der Aufarbeitung der regionalen Geschichte während des Nationalsozialismus. Besonderes Augenmerk legt er hierbei auf die Geschichte der rund 10.000 in Schweinfurt in der Zeit von 1943 bis 1945 arbeitenden Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter sowie den Opfern der Euthanasie aus der Heil- und Pflegeanstalt Werneck. Aus seiner Arbeit in der „Initiative gegen das Vergessen“, zu deren Gründern Hofmann Ende der 1970er zählte, entstanden zahlreiche Veröffentlichungen in denen er sich allen voran mit den Themen „Die Zwangsarbeiterlager der örtlichen Großindustrie und in der Umgebung“, „Die Arbeiterbewegung von den Anfängen bis zur Unterdrückung“ und „Die Judenverfolgung in Schweinfurt“ beschäftigt.

Ebenso referiert er regelmäßig in Vorträgen an Schulen rund um diese Themen oder präsentiert in Führungen durch Schweinfurt auf eindrucksvolle Weise die Ergebnisse seiner regionalen Forschungsarbeit. Dabei erfolgen sämtliche Unternehmungen und Angebote – für Hofmann selbstverständlich – rein ehrenamtlich. Dank des Einsatzes der Initiative und nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz Hofmanns sowie der finanziellen Unterstützung durch Spenden konnte beispielsweise auch erreicht werden, dass der Gedenkort in der Stadt, der an die durch die Nazis vernichtete jüdische Gemeinde erinnert, völlig neu und würdig gestaltet wurde.

Auch unterstützt er Nachfahren von Zwangsarbeitern bei den Recherchen in Schweinfurt und im Umland. Darüber hinaus hat Hofmann maßgeblichen Anteil an der inhaltlichen Gestaltung der Arbeit der Wernecker Menschenrechtsinitiative „Pax´s an“, deren Sprecher er ebenfalls ist. Jährlich werden Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Opfer der Euthanasie aus der Heil- und Pflegeanstalt Werneck im Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck organisiert.

Bernhard Weiler
Die Landwirtschaft ist das Leben von Bernhard Weiler. Seit Jahren und Jahrzehnten engagiert sich Bernhard Weiler regional wie überregional in zahlreichen Ämtern und Funktionen im Bereich der Land- und Forstwirtschaft. Lang und hochkarätig ist vor allem seine Vita beim Bayerischen Bauernverband (BBV). So war Weiler von 2002 bis 2007 stellvertretender Bezirkspräsident und anschließend, von 2007 bis 2017 Bezirkspräsident des BBV, Bezirksverband Unterfranken. Zeitgleich übernahm er als „Waldpräsident“ auch den Vorsitz im Landesfachausschuss für forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse im BBV.

Lokal war Bernhard Weiler außerdem zwanzig Jahre im Kreisvorstand Schweinfurt aktiv. Zunächst von 1992 bis 2002 als stellvertretender Kreisobmann und anschließend, von 2002 bis 2012 als Kreisobmann des BBV, Kreisverband Schweinfurt. Seit nunmehr 44 Jahren ist Weiler zudem BBV-Obmann seines Wohnorts Fuchsstadt bei Stadtlauringen. Viele weitere Ämter in landwirtschaftlichen Organisationen begleitete er über all die Jahre. So war er unter anderem Mitglied im Beirat des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung, Mitglied im forstlichen Beirat beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, stellvertretendes Mitglied im Ausschuss des Bayerischen Waldbesitzerverbands oder stellvertretender Vorsitzender im Verein Bayerische Waldbauernschule e. V. Zudem war er im Vorstand der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.

70-Stunden-Wochen und mehr als 50.000 Kilometer Fahrt pro Jahr im Dienste seiner Ämter waren so die Regel. Sein Einsatz galt vor allem den landwirtschaftlichen Familienbetrieben, dem Brückenschlag zwischen Landwirtschaft und möglichst allen auf dem Land lebenden Menschen, dem Handwerk und Handel, aber auch der Industrie und die Kooperation mit den Gemeinden und Landkreisen. Auch die Themen „landwirtschaftliche Sozialpolitik“, „Weiterentwicklung der Agrarpolitik“ und „Wald“ lagen Bernhard Weiler bei seinem Tun immer am Herzen. Hierfür wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. 24 Jahre war er zudem Marktgemeinderatsmitglied in Stadtlauringen und somit auch kommunalpolitisch -unter anderem von 1993 bis 2002 als dritter Bürgermeister- aktiv.

Peter Kuhn
Fasching, Karneval oder -ganz im Dialekt- „Fasernacht“: Der Name Peter Kuhn ist den Freunden der fünften Jahreszeit bis weit über die Grenzen des Landkreises Schweinfurt hinaus ein fester Begriff. Seine Wurzeln hat Peter Kuhn in der Jungen Oberwerrner Bühne („JOB“). Als er 1984 das Theaterspielen für sich entdeckte, war auch gleich zu sehen, dass er eine ganz besondere Gabe hierfür besitzt. Zunächst, bis 1998, noch als Schauspieler und Co-Regisseur der „JOB“ übernahm er fortan die Regie- und Produktionsleitung und steht dem Verein als 1. Vorsitzender vor. Nicht zuletzt durch das akribische, fast schon perfektionistische Wirken Kuhns wurde das Laienschauspiel auf ein beachtliches Niveau gebracht. In inzwischen zehn Aufführgen pro Saison werden die Zuschauer vom Schwank über die Boulevardkomödie bis hin zu Krimis bestens von Kuhn und seiner „JOB“ unterhalten.

Ein Zufall sollte Peter Kuhn dann schließlich zu Beginn der 1990er Jahre auch zum Fasching bringen. Seinen ersten Auftritt quittierte das Publikum damals mit minutenlangem Applaus und die Presse mit der Schlagzeile: „Ein neuer Stern am Narrenhimmel ist geboren.“ Noch im gleichen Jahr engagierte man Kuhn auch in der Kult-Sendung des bayerischen Rundfunks „Fastnacht in Franken“, wo er seither ununterbrochen Jahr für Jahr mit seinen anspruchsvollen Reden ein Millionenpublikum begeistert. So kam es nicht von ungefähr, dass Peter Kuhn 2009 mit dem „Till von Franken“ die höchste Auszeichnung des Fastnachtsverbandes Franken verliehen wurde. Von Kiel über die Karnevalshochburg Mainz bis Aachen oder Stuttgart: bundesweit, war und ist er ein stets willkommener Gastredner, der das Wortspiel und die „reinen Reime“ beherrscht, wie nur sehr wenige Büttenredner. Pro Saison hat er annähernd 50 Auftritte, ein bemerkenswertes Pensum. Auch den Nachwuchs führt Kuhn in Büttenreden-Workshops mit Tipps und Kniffen an die Bühne heran.

Info:
Die Ehrenurkunde entspricht einer Art Ehrenbürgerschaft des Landkreises, die Zahl ihrer lebenden Inhaberinnen und Inhaber ist auf 100 begrenzt, aktuell sind es jetzt 85 Persönlichkeiten. Über die Auszeichnung entscheidet alljährlich der Kreisausschuss. Die Verleihung findet üblicherweise im Rahmen des Kreisehrenabends statt.