Landkreis Schweinfurt. Nur einmal im Jahr findet diese besondere Veranstaltung statt: Der Kreisehrenabend des Landkreises Schweinfurt. An diesem Abend werden Persönlichkeiten für ihr großes Engagement mit der höchsten Auszeichnung des Landkreises gewürdigt. Die Ehrenurkunde. Seit dieser Woche zählen sie zu den neuen Geehrten: Georg Wagner, Werner Steinruck und Claudia Cebulla.
Die Auszeichnung auf Lebenszeit hat Landrat Florian Töpper bei einem Festakt im Haus der Begegnung in Grafenrheinfeld verliehen. Für die musikalische Umrahmung sorgten die „Schrolla-Musikanten“.
„Sie haben mit Ihrem Einsatz über all die Jahrzehnte vieles für unseren Landkreis erreicht und dafür bedanke ich mich bei Ihnen allen sehr herzlich“, sagte Landrat Florian Töpper vor den rund 70 Gästen. „Heute stehen wir mehr denn je vor großen gesellschaftlichen Aufgaben, die nur gemeinsam zu bewältigen sind. Ein starkes und vielfältiges Ehrenamt bleibt daher umso wertvoller“, betonte Landrat Töpper.
Claudia Cebulla
Claudia Cebulla aus Geldersheim erhielt die Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement im Bereich Kunst und Kultur, vor allem im Gadenverein Geldersheim.
Die „Gaden“ waren Lagerhäuschen der historischen Kirchenburg in Geldersheim und wurden im Zuge der Dorferneuerung in den 1990er Jahren aufwendig renoviert. Früh erkannte Cebulla hier das Potential als Plattform für Künstlerinnen und Künstler und schuf nach Abschluss der Renovierungen ein Atelier. Damit legte sie das Fundament für die spätere Gründung des Gadenvereins Geldersheim.
In den rund 30 Jahren als erste Vorsitzende war sie wichtige Impulsgeberin des Vereins. Auf ihre Initiative hin entstand zum Beispiel die Kleinkunstbühne und 1999 die Gadengalerie. Es war Cebulla vor allem ein Anliegen, begabten, aber noch unbekannten Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne zu geben. Ihr Netzwerk reichte dabei weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Kulturschaffende bis nach Chile folgten ihrer Einladung und stellten ihre Werke aus.
Bis heute spiegelt sich in der Gadengalerie die Vielfalt der Kultur wider, was nicht zuletzt auch dank dem Einsatz von Cebulla möglich wurde. Es finden dort unterschiedliche Veranstaltungen statt, wie die „Galderschummer-Weihnacht“, das Gadenfest im Herbst, Konzerte wie die Blues Night, Theater, Kabarett, Lesungen oder Ausstellungen. Als ehemalige Grundschullehrerin verknüpfte sie ebenso ihren Beruf mit ihrem Ehrenamt. In Mal-Kursen führte sie Kinder und Erwachsene in die Welt der Kunst ein und organisierte Ausstellungen mit Bildern von Schülerinnen und Schülern. Die große Strahlkraft der Gadengalerie ist eng verbunden mit Claudia Cebulla und ihrem langjährigen Engagement im Gadenverein Geldersheim.
Werner Steinruck
Für sein jahrzehntelanges humanitäres Engagement, vor allem über das Kolpingwerk, wurde Werner Steinruck aus Stadtlauringen von Landrat Florian Töpper mit der Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt ausgezeichnet.
„Hilfe für diejenigen, die in Not sind.“ So lässt sich die Motivation für das mittlerweile fast 30-jährige Engagement von Werner Steinruck gut umschreiben. Angefangen hat alles 1995. Damals kam Steinruck erstmals in Kontakt mit Hilfstransporten, die von Niederwerrn aus für die polnische Bevölkerung organisiert wurden.
Ein Jahr später hatte Steinruck bereits den „Arbeitskreis Rumänien“ innerhalb der Kolpingsfamilie Stadtlauringen gegründet. Erste Hilfstransporte wurden organisiert. In den Folgejahren übernahm Werner Steinruck die Leitung des Arbeitskreises und wurde zugleich zentraler Ansprechpartner für die Transporte nach Rumänien. Neben dem Organisieren der Hilfsgüter, der Spenden-Akquise und dem Beladen der Fahrzeuge kümmert er sich auch um alle Formalitäten einschließlich der Zusammenstellung der Zollpapiere, Ladelisten und Mautbefreiungen.
Die Transporte umfassen nicht nur Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente oder Schulsachen, auch ein kompletter OP-Saal, landwirtschaftliche Geräte oder Mofas wurden auf den Weg gebracht. Zwar besserte sich die Situation der Menschen vor Ort mit den Jahren, aber dennoch zählt Rumänien nach wie vor zu den ärmsten Mitgliedsstaaten der EU.
Umso wichtiger ist es Steinruck, dass die Hilfe auch wirklich dort ankommt, wo sie dringend gebraucht wird. Es ist daher schon zur Tradition geworden, dass er sich davon seit fast 30 Jahren alljährlich vor Ort selbst ein Bild macht. Durch den engen Austausch sind viele Freundschaften entstanden und gegenseitige Besuche.
Das Team um Steinruck organisierte mit Kriegsbeginn in der Ukraine kurzfristig ebenso einen LKW mit Hilfsgütern. Auch aus den aktuellen Sammlungen erhalten die Menschen dort Spenden.
Georg Wagner
Das vielfältige und langjährige ehrenamtliche Engagement, vor allem in und für seinen Heimatort Oberschwarzach, war ausschlaggebend dafür, dass Georg Wagner die Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt erhält.
Wagner war nicht nur aktiver Fußballer des örtlichen Sportvereins, der DJK Oberschwarzach, sondern übernahm dort auch 35 Jahre lang verantwortungsvolle Funktionen, etwa als Rechnungsprüfer, Abteilungsleiter, zweiter Vorstand und schließlich von 1995 bis 2003 auch als erster Vorstand.
Daneben zählt Georg Wagner auch zu den Gründungsmitgliedern des Weinbauvereins Markt Oberschwarzach, dem Zusammenschluss der Winzerbetriebe aus den Weinbauorten der Marktgemeinde (Handthal, Kammerforst, Oberschwarzach und Wiebelsberg). 28 Jahre lang war er dessen Schriftführer. Er zählt zudem seit mehr als 30 Jahren zum Veranstaltungskomitee der Straßen- und Schlossweinfeste und ebenso lang war er im Aufsichtsrat der VR-Bank Gerolzhofen tätig. Viele Jahre wirkte er auch in der Kommunalpolitik mit, beispielsweise von 2003 bis 2008 als Mitglied des Marktgemeinderates.
Mit einer Sache ist der Name Wagner fest verbunden: über 32 Jahre bekleidete Wagner mit viel Leidenschaft das Amt des Oberschwarzacher Bürgerhauptmanns. Von 1991 bis Anfang 2022, zum 411. Gelöbnis der Oberschwarzacher, erfüllte die Bürgerwehr mit Wagner als Vorsteher alljährlich das Gelübde am Sebastiani-Tag (der 20. Januar) in festlicher Zeremonie. Mitunter war es auch sein Verdienst, als 2019 der Sebastiani-Tag in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Info zum Kreisehrenabend und zur Ehrenurkunde des Landkreises
Die Auszeichnung gilt als eine Art Ehrenbürgerschaft des Landkreises Schweinfurt. Als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung erhalten sie Personen, die sich um den Landkreis Schweinfurt besonders verdient gemacht haben. Die Vorsitzenden der Fraktionen im Kreistag unterbreiten dem Landrat die Vorschläge für die Verleihung. Der Kreistag beschließt, wem die Ehrenurkunde verliehen wird.
Als besonderer Verdienst zählt auch eine mindestens 18-jährige Mitgliedschaft im Kreistag des Landkreises Schweinfurt sowie eine mindestens achtzehnjährige Tätigkeit als erste Bürgermeisterin beziehungsweise erster Bürgermeister einer kreisangehörigen Stadt, eines kreisangehörigen Marktes oder einer kreisangehörigen Gemeinde des Landkreises Schweinfurt.
Die Aushändigung erfolgt durch den Landrat im Rahmen des Kreisehrenabends. Die Verleihung findet jährlich statt. Die Zahl der lebenden Inhaberinnen und Inhaber der Ehrenurkunde des Landkreises soll 100 nicht übersteigen. Nach Verleihung der Ehrenurkunde des Landkreises Schweinfurt werden die Ausgezeichneten auf Lebenszeit zum Kreisehrenabend eingeladen.