Landkreise Schweinfurt und Kitzingen. Weit und breit kein Bus zu sehen? Leider wahr. Die vielerorts unzureichende ÖPNV-Abdeckung in ländlichen Regionen ist unbestritten. Zur Realität gehört jedoch auch: Ein eng getakteter Linienverkehr, der alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von der Lage ihres Wohnorts erreicht, lässt sich weder wirtschaftlich noch personell darstellen.
„Trotzdem müssen wir es schaffen, auch den Menschen auf dem Land nachhaltige, bezahlbare Mobilität zu ermöglichen“, sagt Florian Töpper, Landrat des Landkreises Schweinfurt. „Alles, was den ländlichen Raum attraktiver macht, hilft langfristig der gesamten Region“, ergänzt Tamara Bischof, Landrätin aus dem benachbarten Landkreis Kitzingen. Die beiden Kommunen haben sich darangemacht, gemeinschaftlich nach Lösungen zu suchen – und entwickelten zusammen mit der Nahverkehr Mainfranken GmbH den Mobilitätsservice „callheinz“.
Das Prinzip: Über eine kostenlose App oder eine ebenfalls kostenfreie Hotline können Bürgerinnen und Bürger im Bediengebiet Fahrten mit „callheinz“ buchen.
Die modernen und komfortablen 6-Sitzer der „callheinz“-Flotte sammeln die Fahrgäste dann entweder an bestehenden ÖPNV-Haltestellen oder weiteren, neu definierten Haltepunkten, sogenannten virtuellen Haltestellen, ein; von dort werden sie zum jeweils gültigen ÖPNV-Tarif zu geeigneten Umsteigemöglichkeiten auf den regulären Linienverkehr gebracht – oder direkt ans Ziel, wenn kein zeitlich passender Bus verkehrt.
Die Bezahlung erfolgt ganz einfach via Smartphone über alle gängigen digitalen Zahlungsdienste wie PayPal und Kreditkarte oder bar in den „callheinz“-Fahrzeugen. Auch das 49-Euro-Ticket (Deutschlandticket) kann für „callheinz“ genutzt werden: Einfach vorzeigen und mitfahren.
„Zum anvisierten Start von ,callheinz‘ im Mai 2023 umfasst die Flotte vier konventionell angetriebene Fahrzeuge, die mittelfristig durch elektrisch angetriebene und damit emissionsfreie Modelle ersetzt werden sollen“, erläutert Michael Graber, Nahverkehrsbeauftragter für Stadt und Landkreis Schweinfurt. „Bei hoher Nachfrage können wir zusätzlich zwei Verstärkerfahrzeuge zur Verfügung stellen.“ - „Natürlich“, ergänzt sein Kollege Bernhard Hornig aus dem Landkreis Kitzingen, „verfügen zwei der vier Regelfahrzeuge über Rollstuhlrampen beziehungsweise Liftsysteme. Wichtig ist nur, dass die Fahrgäste solche und andere Bedarfe wie zum Beispiel Rollatoren oder Kinderwagen bei der Buchung angeben, damit die ,callheinz‘-Fahrzeuge entsprechend disponiert werden können.“
Stichwort Disposition: Für die optimale Organisation und Streckenplanung im Hintergrund zeichnet die Nahverkehr Mainfranken GmbH verantwortlich – die auch für die Vermarktung des Angebots zuständig ist.
Die Finanzierung von „callheinz“ übernehmen die Landkreise Schweinfurt und Kitzingen; darüber hinaus hat der Freistaat Bayern eine Bezuschussung des zunächst auf fünf Jahre angelegten Mobilitätsservices in Aussicht gestellt.
Die „callheinz“-Fahrzeuge verkehren montags bis freitags zwischen 5 und 23 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen zwischen 7 und 21 Uhr in folgenden Bediengebieten:
Landkreis Schweinfurt: Gerolzhofen, Kolitzheim, Sulzheim, Grettstadt, Dingolshausen, Donnersdorf, Michelau im Steigerwald, Frankenwinheim, Lülsfeld, Oberschwarzach, jeweils mit allen Gemeindeteilen sowie den Gemeindeteilen Heidenfeld und Hirschfeld.
Landkreis Kitzingen: Volkach, Prichsenstadt, Wiesentheid, Geiselwind, Abtswind, Rüdenhausen, Gemeinde Castell, jeweils mit allen Stadt- beziehungsweise Ortsteilen.
Ausführliche Informationen gibt es zum offiziellen Start des Angebots auch über die Website callheinz.de.