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© Anand Anders
Stadt und Landkreis Schweinfurt wollen Bildungsregion werden – auf dem 2. Dialogforum votierte man einstimmig für eine gemeinsame Bewerbung. Weitere Fotos von der Veranstaltung siehe unten.

Bildungsregion: Wichtiges Etappenziel für das Qualitätssiegel erreicht

Stadt und Landkreis bewerben sich nach positivem Votum gemeinsam um das Qualitätssiegel

Schweinfurt Stadt und Landkreis. Die Stadt und der Landkreis Schweinfurt sind auf ihrem Weg zum angestrebten Qualitätssiegel der Initiative „Bildungsregion in Bayern“ einen großen Schritt vorangekommen: Beim 2. Dialogforum in Grafenrheinfeld sprachen sich die beteiligten Akteure aus verschiedenen Bildungsbereichen einstimmig für eine Bewerbung aus. Mit der Entscheidung des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus rechnen die Verantwortlichen bis zum Herbst.

„Heute ist ein wichtiges Etappenziel erreicht – und das ist schon ein großer Erfolg.“ Bernhard Butz, Leitender Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, war von der Präsentation der Ergebnisse und dem positiven Votum beim 2. Dialogforum am 23. Januar 2020 in der Kulturhalle sichtlich angetan. Insgesamt 44 Handlungsempfehlungen sind in ursprünglich sechs Arbeitskreisen entstanden, woran über 200 Bildungsakteure, unter anderem Vertreter von Schulen, Kindertagesstätten, Jugendhilfen, außerschulischen Organisationen, der Wirtschaft und Politik, mitgewirkt hatten. „Sie haben mächtig gearbeitet und viele tolle Empfehlungen erarbeitet“, lobte Bernhard Butz das große Engagement. Dass während der Arbeitsphase mit der „Digitalen Bildungsregion“ noch eine siebte Themen-Säule entstanden ist, hält der Experte aus dem Kultusministerium für „richtig und wichtig“.

Im Jahr 2018 hatten die kreisfreie Stadt Schweinfurt und der Landkreis Schweinfurt die Entscheidung getroffen, eine Zertifizierung zum Qualitätssiegel „Bildungsregion Stadt und Landkreis Schweinfurt“ auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, für alle Bildungsempfänger einen qualitativen Mehrwert zu schaffen und sie mit passgenauen Bildungsangeboten zu versorgen.

Damit sollen mehr Bildungs- und Teilhabechancen ermöglicht sowie zugleich die Herausforderungen des demographischen Wandels und der Digitalisierung gemeistert werden, wie der Schweinfurter Landrat Florian Töpper in seinem Grußwort anmerkte.

Für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt genießt die Bildung einen hohen Stellenwert. Das betonten Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé und der Landrat gleichermaßen. „Bildung ist der einzige Rohstoff, den wir in der Region zu bieten haben und ein ganz großes Gut“, sagte Remelé. Die Berichte der Arbeitskreise zeigten, ergänzte Florian Töpper, „dass Bildung Attraktivitätsmerkmal, harter Standortfaktor und Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Region ist“.

Ein besonderes Lob dafür, dass sich Stadt und Landkreis gemeinsam um das Qualitätssiegel bewerben, kam von der Regierung von Unterfranken. Regierungsvizepräsident Jochen Lange nannte die Zweier-Initiative nicht selbstverständlich. „Aber es kann von Vorteil sein, Bildung gemeinsam zu denken“, meinte Lange. Das sah auch OB Remelé so, denn die Bürger würden diese Grenzen gar nicht sehen. Er sei beeindruckt von dem großen Gemeinschaftsgeist rund um die Initiative. Alle Redner dankten ausdrücklich den Teilnehmer für ihre Beteiligung.

Vor der Abstimmung hatten die Sprecher der sieben Arbeitskreise die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der knapp einjährigen Arbeit seit dem 1. Dialogforum im Juni 2018 präsentiert. Die „Bildungsregion Stadt und Landkreis Schweinfurt“ soll demnach auf folgenden Säulen fußen: Familie (Säule 0, spezifisch für Stadt und Landkreis Schweinfurt entwickelt), Übergänge organisieren und begleiten (1), Kooperationsausbau schulischer und außerschulischer Angebote (2), Jungen Menschen in besonderen Lebenslagen helfen (3), Bürgergesellschaft stärken (4), Demographischer Wandel (5) sowie die erst während der Arbeitsphase initiierte 6. Säule Digitale Bildungsregion.

Wichtige übergreifende Anliegen, so lautete der Grundtenor, sind die Transparenz und Vernetzung der Bildungsakteure sowie Bildungsangebote vor Ort zu schaffen, um ganzheitliche Bildungsangebote zu initiieren. Aufgeteilt auf sieben Arbeitskreise, hatten sich 220 Bildungsakteure mehrmals getroffen und dabei eine Vielzahl an Ideen entwickelt. 44 Handlungsempfehlungen sind daraus entstanden.

Hier einige Beispiele aus den einzelnen Säulen:

Säule 0 Angedacht ist hier beispielsweise  der Ausbau von niederschwelligen Beratungsangeboten für Eltern . Ebenso  ist die Ausweitung des Rucksackprojekts, in dem Eltern von Kita-Kindern mit Migrationshintergrund beim Erlernen der Sprache mitgefördert werden, denkbar, außerdem die Einrichtung eines gemeinsamen Online-Wegweisers für Familien.

Säule 1 Eine Empfehlung hier ist unter anderem eine noch engere Kooperation zwischen Kitas und Grundschulen. Hierfür hat der Arbeitskreis bereits eine freiwillige Rahmenvereinbarung ausgearbeitet, die derzeit schon an einer Grundschule getestet wird.

Säule 2 Hier ist ein Vorschlag einen Bildungsrat und ein gemeinsames Bildungsportal für Stadt und Landkreis  zu installieren

Säule 3 Förderassistenten mit Migrationshintergrund könnten künftig hilfreich sein, dass kein Talent verloren geht; die Begleitung von zugewanderten jungen Menschen im Alltag oder während ihrer Ausbildung wären weitere Möglichkeiten. Da die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Krisensituationen steigt, soll zudem eine bessere Vernetzung der Beteiligten in diesem Bereich angestrebt werden.

Säule 4 Um die Bürgergesellschaft zu stärken, wurde eine gemeinsame Fachstelle für ehrenamtliches Engagement angeregt, zusätzlich eine übergreifende Stelle für den Dialog der Generationen.

Säule 5 Bei den Herausforderungen des demographischen Wandels könnten die Öffnung der Schulen als soziale Zentren, ein gemeinsamer Schulentwicklungsplan von Stadt und Landkreis oder ein ressortübergreifendes Konzept zur Fachkräftesicherung hilfreich sein.

Säule 6 Weil die Digitalisierung einen immer weiteren Raum in der Gesellschaft einnimmt, trafen die Akteure der Bildungsregion die Entscheidung, dieses Thema als eigenständige Säule in den laufenden Prozess zu integrieren. Mindeststandards in der IT-Technik, regelmäßige Infotreffen sowie Weiterbildungsangebote sind Anregungen des Arbeitskreises d. Als besonderer Aspekt wurde ein zentraler Pool mit kompetenten Referenten empfohlen, die sowohl bei der Kinder- als auch Erwachsenbildung zum Einsatz kommen.

Einige waren sich alle Arbeitskreise bei der Empfehlung des Arbeitskreises der Säule 5, dass eine Fachstelle für interkommunales, datenbasiertes Bildungsmanagement die begonnene Arbeit der Bildungsregion nachhaltig und wirksam fortsetzen solle.

Mit dem positiven und einstimmigen Votum sprachen sich die Bildungsakteure am Ende des 2. Dialogforums für eine Bewerbung zur Bildungsregion aus. Geplant ist, in nächster Zeit die nötigen Unterlagen beim Staatsministerium für Unterricht und Kultur einzureichen. Nach einer Prüfungsphase ist mit dem endgültigen Entscheid bis zum Herbst 2020 zu rechnen.

Kontakt bei Fragen zur Bildungsregion:
Kerstin Surauf
bildungsregion@schweinfurt.de