Schweinfurt Stadt und Landkreis. Um die Herausforderungen des demographischen Wandels und der Digitalisierung zu meistern und die Bildung als Standortfaktor weiter zu stärken, planen die kreisfreie Stadt und der Landkreis Schweinfurt eine gemeinsame Bewerbung zur „Bildungsregion in Bayern“.
Bei der sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung bekundeten die Verantwortlichen ihren festen Willen, den Weg zum Qualitätssiegel „Bildungsregion Stadt und Landkreis Schweinfurt“ zu unterstützen und damit ein dauerhaftes interkommunales Bildungsmanagement zu starten.
Knapp 300 Bildungsakteure, Elternvertreter und ehrenamtlich Engagierte nahmen am 1. Dialogforum im Schweinfurter Konferenzzentrum auf der Maininsel am 14. Juni teil. Schon damit wurde deutlich, dass ein reges Interesse an der „Bildungsregion in Bayern“ besteht. Sie sind aufgerufen, bei dem Prozess bis zur Bewerbung in den Arbeitsgruppen mitzuwirken.
„Danke, dass Sie heute gekommen sind. Das zeigt, wie wichtig Ihnen dieses Thema ist“, sagte Oberbürgermeister Sebastian Remelé in seiner Ansprache. Ziel sei es, die Bildungsqualität weiter zu stärken und jungen Leuten in der Region ein passgenaues Bildungsangebot machen zu können. Man könne es sich nicht leisten, auch nur einen Schüler auf dem Bildungsweg zu verlieren, insbesondere dann, wenn die demographische Entwicklung mit dem vorhergesagten Bevölkerungsrückgang voll durchschlage, mahnte der OB.
Stadt und Landkreis gehen den Weg gemeinsam
Bereits 75 von 96 kreisfreien Städten und Landkreisen in Bayern haben sich auf den Weg zur „Bildungsregion in Bayern“ gemacht – die meisten bislang aber immer nur einzeln. Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer lobte ausdrücklich die Premiere, den gemeinsamen Weg der Stadt und des Landkreises, als gutes Beispiel für die interkommunale Zusammenarbeit. Gerade bei einem zentralen Thema wie der Bildung könne nicht jeder nur seinen Kirchturm sehen, betonte Dr. Beinhofer. Wichtig sei auch, nicht nur Akademiker auszubilden, sondern Fachkräfte für die gesamte Wirtschaft.
Das Qualitätssiegel nannte er ein Gütezeichen im zunehmenden Wettbewerb der einzelnen Region um die besten Fachkräfte: „Nur da, wo es passt, werden sich künftig Familien ansiedeln und auch Betriebe niederlassen.“
Landrat Florian Töpper brachte seine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass es der richtige Weg sei, wenn Stadt und Landkreis gemeinsam den Weg zur Bewerbung beschreiten: „Ja, wir können Bildungsregion sein!“ Zuversichtlich ist er auch deshalb, weil beide schon vielfältig und eng kooperieren. Ohnehin, ergänzte der Landrat, würden die Eltern bei der Schulwahl nicht zwischen den Gebietskörperschaften trennen. Allein an den vier Gymnasien in der Stadt Schweinfurt lernen rund 1.800 Schüler aus dem Landkreis. „Es macht einfach Sinn, wenn beide bei der Bildung zusammenarbeiten.“
Erfreut darüber zeigte sich auch Bernhard Butz, Leitender Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Er rief alle Kindergärten, Schulen und Bildungspartner sowie kommunale Jugendhilfe und regionale Wirtschaft zum Mitwirken an dem Prozess zum angestrebten Qualitätssiegel „Bildungsregion Stadt und Landkreis Schweinfurt“ auf.
Die Initiative „Bildungsregion in Bayern“ sieht vor, dass durch die Vernetzung aller Bildungsakteure und die Ausarbeitung von verschiedenen Handlungsfeldern (Säulen) ein Mehrwert entsteht: unter anderem weniger Schulabbrecher, mehr junge Menschen in Arbeit zu bringen und mehr Nachwuchskräfte für die Wirtschaft zu finden.
Das Säulen-Modell stellte Gustav Eirich von der Regierung von Unterfranken und Sprecher der Konferenz der Schulaufsicht, sowie die jeweiligen Leiter der einzelnen Arbeitskreise vor: In der Säule 1 geht es um „Übergänge organisieren und begleiten“; Säule 2 beschäftigt sich mit der Vernetzung von schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten und Bildungsträger; kein Talent darf verloren gehen ist das Kernthema in Säule 3, während die Säule 4 die Stärkung und Entwicklung der Bürgergesellschaft im Blick hat und Säule 5 sich mit den Herausforderungen des demographischen Wandels beschäftigt. Zusätzlich wird es eine weitere geben: In der Schweinfurt spezifischen Säule 0 wird die „Familie im Fokus“ stehen, vor allem die Bedeutung von Bildung bereits im Elternhaus. Das Ministerium sei schon sehr gespannt auf die Inhalte dieses neuen Versuchs, erklärte Bernhard Butz.
In den nächsten Monaten werden die sechs Arbeitskreise ihre Säulen-Konzepte erarbeiten und diese dem örtlichen Jugendhilfeausschuss und weiteren Gremien vorstellen. Nach einem 2. Dialogforum ist die offizielle Bewerbung vorgesehen, über die final das Staatsministerium für Unterricht und Kultur entscheiden wird. Eine erste positive Rückmeldung gab es bereits bei der Auftaktveranstaltung: Der Leitende Ministerialrat bescheinigte der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt, „schon gut vorgearbeitet zu haben“.