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© Anand Anders
Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Ute Suckfüll, Autorin und Referentin Dr. Isabel Rohner, Landrat Florian Töpper und die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Mirjam Betz.

100 Jahre Frauenwahlrecht - spannender Vortrag im Landratsamt

Autorin Dr. Isabel Rohner warf einen spannenden Blick in die Geschichte des Frauenwahlrechts

Landkreis Schweinfurt. 100 Jahre Frauenwahlrecht – dieses bedeutende Jubiläum haben Landrat Florian Töpper und die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Schweinfurt, Ute Suckfüll, zum Anlass genommen und Personen aus der Politik und interessierte Bürgerinnen und Bürger in das Landratsamt Schweinfurt eingeladen. Rund 100 Besucher folgten dem gleichermaßen informativen, zum Nachdenken anregenden wie kurzweiligen Vortrag der Autorin und Expertin für die Geschichte der Frauenbewerbung Dr. Isabel Rohner.

„Die Einführung des Frauenwahlrechts war auch ein großer Schritt in Richtung Demokratie“, sagte Landrat Florian Töpper in seiner Begrüßung. Im Reigen der Jubiläen, die in diesem Jahr begangen werden, müsse 100 Jahre Frauenwahlrecht daher auf jeden Fall gefeiert werden, um deutlich zu machen, wie wichtig dieses ist und wie viel in manchen Bereichen hinsichtlich der Gleichberechtigung und -stellung von Mann und Frau noch immer zu leisten sei.

100 Jahre Frauenwahlrecht bedeuten auch 100 Jahre Demokratie, diesen Ball griff auch Dr. Isabel Rohner gleich zu Beginn ihres beeindruckenden Vortrags auf. „Denn es kann keine Demokratie geben, wenn die Hälfte der Bevölkerung nicht wählen darf“, so Rohner. Schließlich folgte ein Blick in die Historie der Frauenbewegung:

Die Revolution 1848 war auch der Beginn der sozialen und politischen Frauenbewegung. Louise Otto-Peters (1819-1895) setzte sich gegen den Ausschluss der Frauen ein: „Wo sie das Volk meinen, zählen die Frauen nicht mit“, klagte Otto-Peters. Auch Hedwig Dohm (1831-1919) war eine der Frauen, die sich vehement für das Frauenwahlrecht einsetzte. Für Hedwig Dohm war das Wahlrecht Voraussetzung für jede weitere emanzipatorische Entwicklung und somit ein Menschenrecht. „Menschenrechte haben kein Geschlecht“, lautete ihre Haltung dazu. Bei der Vorstellung der Frauen, die sich in der Geschichte um das Frauenwahlrecht verdient gemacht haben, durfte Marie Juchacz (1879-1956) nicht fehlen. Sie war die erste Frau, die 1919 vor der Weimarer Nationalversammlung sprach.

Weiter ging es mit den wichtigen Meilensteinen: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – Die Aufnahme dieses Satzes in das Grundgesetz war entscheidend für die Entwicklung der Rechte der Frauen. Dr. Rohner sieht es als ausgesprochen wichtig an, dass wir die Geschichte kennen und erkennen, mit welchen Anstrengungen dieses Recht erkämpft wurden.

Ernüchternder Realitätscheck über die aktuelle Besetzung im Landtag
Ernüchternd war dagegen ihr Realitätscheck zur aktuellen Besetzung im Bundestag und im bayerischen Landtag. Mit 26,3 Prozent hat der bayerische Landtag den niedrigsten Frauenanteil seit 15 Jahren. Die Literaturwissenschaftlerin hatte daher auch Aufforderungen im Gepäck, was Frauen tun können: Engagieren, aus der Geschichte lernen, vernetzen über den eigenen Tellerrand hinaus, Ziele setzen und auch artikulieren und Eigeninitiative zeigen. „Ohne einen vehementen Einsatz für die eigenen Rechte wird sich auch in Zukunft wenig ändern.“

Ein ganz besonderer Höhepunkt war ihre Lesung aus dem Buch „100 Jahre Frauenwahlrecht. Ziel erreicht! … und weiter?“. Rohner, selbst Schweizerin, las den Beitrag „Von Demokratie und Ravioli – oder warum die Appenzellerinnen dann doch irgendwann wählen durften“. In Appenzell erstritten die Frauen das Kommunalwahlrecht und durften am 28.04.1991 das erste Mal als stimmberechtigte Bürgerinnen an der Landsgemeinde teilnehmen. So erschreckend es ist, dass dies tatsächlich erst im 20. Jahrhundert stattfand, so pointiert trug Dr. Rohner dies vor.

Der lang anhaltende Applaus für die Referentin zeigte, dass Geschichte nicht trocken erklärt und Forderungen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger gestellt werden müssen. „Die Gäste haben eine bundesweit gefragte Referentin erlebt, die, egal ob in ihren zahlreichen Rundfunk- und Fernsehauftritten oder eben hier bei uns, ihre Herzensangelegenheit vertritt: den Einsatz für die Rechte der Frauen. Dass sie den Jubiläumstag zu 100 Jahre Frauenwahlrecht hier mit uns so begangenen hat, war eine echte Bereicherung“, lautete das Fazit der Gleichstellungsbeauftragten Ute Suckfüll.